„Hitch’s humor was droll and quick. A newspaperman once upbraided him, asking, `Why do you always make these terrible murder things?` Hitch quipped back, `Why do you always put them on the front page?`“
&
„Claude Rains und seine Mutter vergifteten Ingrid Bergman ganz langsam mit Arsen, genau wie ein Mann das macht, der seine Frau umbringt, auf eine, wenn ich so sagen darf, authentische Art. […]“
&
„Mir ist aufgefallen, dass die Toten in ihren Filmen deutlich sichtbar atmen. […]“
„Sicher. Sie wissen, dass die Leute nicht tot sind. Ich könnte Sie niemals davon überzeugen, dass sie tot sind, weil Sie genau wissen, dass sie es nicht sind. Es gibt drei Dinge, an die ich im Kino nicht glauben kann: Geschlechtsverkehr, Tod und – symbolisch gesprochen – an die Länge der Nase von Cyrano de Bergerac […]“
&
„Er ist wirklich gut, das muss man ihm lassen. Spezialisiert auf Leichen, hä?“
„Sonst kann er nichts mehr darstellen“
„Es hat etwas für sich, Spezialist zu sein. Und er ist wunderbar“
„Sehen Sie ihn ganz genau an“
„Ist der Mann gut, fabelhafte Atemkontrolle. ...Er atmet überhaupt nicht!“
„Sie haben es erfasst. Hier wird kein Film gedreht. Wo ist der Kameramann? Wo ist der Regisseur?“
(ZITAT 1: Cary Grant während der Dreharbeiten zu ihrem letzten gemeinsamen Film Der unsichtbare Dritte über Hitchcock’s „lighter side“; // ZITAT 2: Alfred Hitchcock zu François Truffaut, auf die „ganz normalen Mordmethoden, wie aus der Lokalchronik“ eingehend, die in Berüchtigt zur Anwendung kommen; // ZITAT 3: der „europäische Filmemacher“ Peter Greenaway zerstört im Rahmen eines Interviews aus dem Jahr 1993 sozusagen die „Illusion“ und spricht darüber, dass, ob die Mordmethoden nun „authentisch“ sind oder nicht, der Tod im Film ohnehin keinerlei besondere „Glaubwürdigkeit“ besitzt; // ZITATE 4: dass es „beim Film“ sicherlich auch „Talente im Zusammenhang mit der Darstellung von Toten“ gibt, das ruft einem der Dialog zwischen einem „als Polizisten verkleideten Kleindarsteller“ und „Emma Peel“ Diana Rigg in der Mit Schirm, Charme und Melone-Folge „Filmstar Emma Peel“ / OT: „Epic“ (1967) aus der Farbstaffel ins Gedächtnis; allerdings haben der „Kleindarsteller in Polizeiuniform“ & die Agentin da sozusagen eine „echte Leiche“ vor sich; in dieser Episode wird „Mrs. Peel“ gekidnappt und von einem verrückten Filmregisseur namens „Z. Z. von Schnerk“, der auch vor Mord nicht zurückschreckt, zur Heldin seines neuesten „Machwerks“ auserkoren)
„Don’t you know that all my heroes died“
&
„Sie sind alle nicht mehr am Leben. Truffaut, Resnais, Antonioni, De Sica, Kazan. Wenigstens lebt Godard[1930 – 2022] noch, aber der war schon immer ein Nonkonformist. Die ganze Szene hat sich verändert, und all die Leute, die ich beeindrucken wollte, als ich jung war, sind in diesem Abgrund verschwunden, den es irgendwo da draußen zu geben scheint“
&
„And me, I’m still a singer / In a long haired rock `n` roll band“
(ZITAT 1: Zeile aus dem Song „These Days“ von Bon Jovi aus dem Jahr 1995; Woody Allen beklagt im ZITAT 2 genau die Problematik aus dem Bon-Jovi-Song, nämlich das „Legenden- & Heldensterben“, das natürlich auch ein Phänomen ist, mit dem man nun wahrlich auch „these days“/heutzutage konfrontiert wird, und selbst Jean-Luc Godard war nicht so „nonkonformistisch“, nicht zu sterben, und verstarb 2022; der Trost, auch bei einem Künstler wie Alfred Hitchcock, der bereits seit über 40 Jahren tot ist und der im Grunde nur selten Interviews über seine Person und über seine Arbeit gab, mag derjenige sein, dass alles, was wir über ihn wissen können, er uns selbst in seinen Filmen präsentiert hat; // glücklicherweise gibt es aber auch noch ein paar lebende „legends“/ „icons“/ „heroes“ – und einer meiner persönlichen „`Heroes` aus der Welt der Musik, nicht des Films“, Jon Bon Jovi, erinnert einen im ZITAT 3 daran, dass er, „after all these years“, immer noch der Sänger einer (vielleicht nicht mehr ganz so) „long haired Rock `n` Roll-Band“ ist; die Textzeile bildet eine mittlerweile für Live-Auftritte abgewandelte Version der originalen Textzeile „Well, me, I’m just the singer / In a long haired rock `n` roll band“ aus dem Song „Blood on Blood“ aus dem Jahr 1988 ab)
„Einen Film dreht man, ohne genau zu wissen, worum es sich handelt. Mein begeistert sich für die Arbeit um der Arbeit willen, die sich aus Farben, Nägeln, Stoffen, Beziehungen, Zornausbrüchen, Aufregungen und Erschöpfungszuständen summiert. […] Das Kino braucht keine große Idee, keine flammenden Liebesgeschichten, keine Stürme der Entrüstung; die einzige, tägliche Pflicht, die es einem auferlegt, ist die Pflicht, etwas zu tun. Nach so vielen Jahren ist dies die einzige Gewissheit, die ich habe. Die Würde, die Ernsthaftigkeit, die Faszination des Tuns“
„Und das Ergebnis zählt überhaupt nicht?“
„Doch, es zählt schon. Aber das ist eine andere Geschichte, das kommt hinterher. Für mich wäre alles von höchster Bedeutung, auch wenn der Film nicht veröffentlicht, montiert und vorgeführt würde. Auch wenn kein Film in der Kamera wäre. Sogar, wenn nicht einmal die Kamera da wäre“
&
„Als Sie `Mein Leben` beendet hatten, bekam ich einen Brief von Ihnen. Darin stand: `Ich bin nun auf dem Weg heraus aus allem, ohne Bitterkeit, mit einem starken Gefühl von Freude und Zufriedenheit. Nun gilt es bloß, den Epilog so zu gestalten, dass es halbwegs schön wird. Zwischen dem Tod und einem selbst muss es etwas außer Theater geben`. Nun haben Sie in zehn Jahren eine große Anzahl von Drehbüchern, Fernsehfilmen und Theaterstücken produziert. Man kann es also nicht Epilog nennen“
„Es wundert mich, dass ich bereits damals begann, von einem Epilog zu sprechen. […] Dass ich aufgehört habe, Filme zu drehen, könnte der Grund dafür sein, dass ich so viel gemacht habe. Und Filme zu drehen ist physisch und psychisch anstrengend. Und plötzlich... Die Filmarbeit selbst ist so zermürbend. Und als diese Anstrengung wegfiel, hatte ich massenhaft Zeit und Kraft. Und Lust“
(Aussagen von großen Filmregisseuren zum Thema „arbeiten & etwas tun“; ZITAT 1: Federico Fellini 1982 in einem Interview, wobei die eher exzentrischen Ansichten des Italieners, welche für Personen, die „in the economics of the business“ interessiert sind, „a true nightmare“ sind, den Interviewer zu einer „berechtigten Nachfrage“ animiert haben; // ZITAT 2: Ingmar Bergman gibt Ende der 90er-Jahre gegenüber einem „Befrager“ zu, dass es im Jahr 1987, als seine Autobiografie „Laterna Magica“ zunächst in Schweden erschienen ist, vielleicht doch zu früh war, von einem „Epilog“ zu sprechen, da der Rückzug vom Film offenbar noch mal „eine ganze Menge an Kreativität“ freigesetzt hat)
„Filme müssen abstrakter werden, denn es gibt inzwischen so viele Möglichkeiten für die Leute, sie mehr als einmal anzuschauen. Ein Film muss so aufgebaut sein, dass auch ein mehrfaches Anschauen fantastisch sein kann, dass man immer wieder in die Welt des Films zurückfällt. `Rear Window` zum Beispiel hat so viel in sich, selbst wenn man den Anfang, die Mitte und das Ende kennt und weiß, was passiert, sieht man ihn immer wieder gern. Es gibt etwas, eine Stimmung, die man einfach gerne erfährt. Ich meine nicht, dass ein Film keine Geschichte haben sollte, aber darüber hinaus sollte er eine Welt kreieren oder eine Atmosphäre oder eine Komplexität oder irgendetwas anderes, um einen bei der Stange zu halten“
(der Hitchcock-Fan David Lynch wünscht sich mehr Filme wie den exemplarischen „Hitchcock-Film“ Das Fenster zum Hof, der, wie auch „Notorious“, das Publikum vor allem durch seine Atmosphäre in den Bann zieht, wobei die Faszination von „Hitch’s“ Berüchtigt primär durch den „obsessiven & schräg romantischen Charakter“ des Werks entsteht – „They Meet…And Fall in Love! Recklessly! Dazingly! Dangerously!“ [aus dem Original-„Notorious“-Trailer])
„Filmt er eine Blume, so ist das bereits eine Geschichte“ hat Jean-Luc Godard einst bewundernd über Hitchcock gemeint, aber ein wenig mehr „Hintergrund“ hat die „Story“ oder besser gesagt „Love-Story“ von Berüchtigt dann doch.
Im August 1944 erfuhr David O. Selznick davon, dass Hitchcock einen Film über „Betrug im großen Stil“ drehen wolle, und zwar vorzugsweise mit Ingrid Bergman in der Hauptrolle, die in vielen Belangen der idealen „Hitchcock-Frau“ entsprach.
Die Bergman sollte, so „Hitch’s“ Vorstellung, darin „a woman“ spielen, die, ausgebildet wie Mata Hari, einen gigantischen Betrug durchführt und vielleicht sogar jemanden heiraten muss, wobei das Ganze „vor dem Hintergrund Washingtons“ ablaufen sollte und mit Argentinien als „fremde Macht im Hintergrund“ (Anmerkung: Die Idee, eine Frau zu verwandeln, sodass sie eine „fremde Identität“ annimmt, ist bekanntlich in zahlreichen Hitchcock-Filmen präsent, nicht nur in Vertigo – Aus dem Reich der Toten, wo dieser „Eine-Frau-nach-einer-Fantasievorstellung-modellieren“-Aspekt natürlich am augenfälligsten ist).
„A month later“, im September 1944, erzählte Hitchcock dem RKO-Produzenten William Dozier bei einem Essen dann die Grobumrisse der Geschichte einer „woman“, die, wenn man es so wenig zaghaft ausdrücken will, wie es Hitchcock damals gegenüber Dozier tat, „aus politischen Gründen in sexuelle Sklaverei verkauft wird“. Als Titel schwebte dem Regisseur „Who Is My Love?“ vor.
Zu diesem Zeitpunkt galt das Projekt aber noch als eines, das unter Selznick’s „Aufsicht“ stand, in dessen „Akten noch nicht verfilmter Geschichten“ sich eine 1921 publizierte „espionage & love“-Kurzgeschichte („The Song of the Dragon“ von John Taintor Foote) befand, die zumindest die „basic idea“ von Hitchcock’s „Who Is My Love?“-Projekt enthielt, was nicht verwundern mag, denn Selznick hatte die „short story“ während der Dreharbeiten zu Ich kämpfe um dich an Hitchcock weitergereicht, was heißt, dass die „Ur-Idee“ zu Berüchtigt im Grunde von Selznick stammte.
Zu Weihnachten 1944 hatte Hitchcock dann einen Entwurf zu dem „Who Is My Love?“-Stoff geschrieben und bekam von Selznick grünes Licht für das Projekt. Daraufhin schlossen sich Hitchcock & Ben Hecht sozusagen „three weeks“ in Hecht’s Arbeitszimmer ein und entwarfen zentrale Szenen für die erste Berüchtigt-Drehbuchfassung.
Wie bereits erwähnt war Hitchcock nicht sonderlich an dem politischen Aspekt der Geschichte interessiert und der ganze „Nazi-Aspekt“ ist in der Tat der am wenigsten „tiefgründige“ Teil des Films, aber er und Hecht brauchten sozusagen einen Grund, warum sich die Deutschen in Brasilien aufhielten.
„For this reason“ suchten die beiden nach einem MacGuffin, was zunächst nur stockend voranging, da nach „viel zu komplizierten Lösungen“ gesucht wurde, so wie Hitchcock dem Berüchtigt-Fan François Truffaut erzählte, der „Notorious“ eben ohnehin für „Hitch’s Quintessenz“ hielt: „[…] Anfangs haben wir Regierungsbeamte, Polizisten und Gruppen von Deutschen in die Geschichte hineingebracht, die nach Lateinamerika geflüchtet sein sollten und in verborgenen Lagern eine Geheimarmee ausrüsteten. Aber wir hatten keine Ahnung, was wir mit dieser Armee machen sollten, wenn sie erst aufgestellt wäre. So haben wir sie wieder zum Teufel geschickt und uns für einen ganz einfachen, aber konkreten und visuellen MacGuffin entschieden: eine Uraniumprobe in einer Weinflasche“ (HITCHCOCK zu TRUFFAUT).
Als Selznick Ende März 1945 dann das Drehbuch las, wunderte sich dieser, glaubt man den Erzählungen Hitchcocks, über den „Uranerz-Aspekt“ (Selznick damals angeblich zu Hitchcock: „Was ist das alles hier über Uran in Weinflaschen?“), woraufhin ihm Hitchcock gesagt haben soll, dass Uran eben „ein instabiles Element, genau wie die ganze Welt“ ist, von dem jeder wüsste, dass es „selten & kostbar“ sei. Außerdem wies Hitchcock Selznick, „allegedly“, darauf hin, dass „sicherlich jemand eines Tages daraus eine Bombe bauen werde“ (Anmerkung: Für das Publicity-Genie Hitchcock stellte diese Uran-Geschichte, die gleichsam andeutete, dass Hitchcock ein „Prophet“ gewesen ist und sich im Grunde bereits 1944, ein Jahr vor Hiroshima, mit Uran und somit mit der Atombombe auseinandergesetzt hat, stets eine Quelle für „advertisement“ dar; Hitchcock-Biograf Donald Spoto deutet aber an, dass letzte entscheidende Änderungen am Berüchtigt-Drehbuch erst kurz vor Drehbeginn im Oktober 45 vorgenommen wurden, also nach der Kapitulation Deutschlands im Mai sowie jener Japans im August, und dass das Uran in Wahrheit erst in den Film eingefügt wurde, nachdem man von der Atombombe wusste).
Im Mai 45, fünf Monate vor Drehbeginn, bekam Selznick dann einen Brief vom FBI, mit dem warnenden Hinweis, dass „a movie“, der einen US-Nachrichtendienstmann zeigt, unbedingt vom State Department begutachtet werden müsse, da sonst unmöglich eine „Exporterlaubnis“ erteilt werden könne. Das war, sozusagen, die endgültige Aufforderung an Hitchcock, dem Spionage- und Geheimdienstaspekt auch wirklich nur den geplanten „MacGuffin-Status“ zukommen zu lassen und die „romance“ in den Vordergrund zu stellen, was ja ohnehin nie anders von ihm geplant war („In `Notorious` geht es einfach um einen Mann, der verliebt ist in eine Frau, die in offiziellem Auftrag mit einem anderen Mann geschlafen hat und gezwungen wurde, ihn zu heiraten. Das ist die Geschichte“ – HITCHCOCK zu TRUFFAUT).
Hitchcock hat diesen FBI-Brief an Selznick, im Sinne einer weiteren „Legendenbildung“, später dazu genutzt, zu behaupten, er wäre damals „beschattet“ worden, wofür es aber keinerlei „Aktenevidenz beim FBI“ gibt.
„Ich habe den Produzenten nicht überzeugen können, er hat uns […] an die RKO verkauft: Ingrid Bergman, Cary Grant, das Drehbuch, Ben Hecht und mich, alle in einem Paket“ (HITCHCOCK zu TRUFFAUT) – im Endeffekt verkaufte Selznick, der damals außerdem tief in die Produktion seines Westerns Duell in der Sonne (1946; Regie: King Vidor; Starring: Jennifer Jones, Joseph Cotten & Gregory Peck) verstrickt schien, das Berüchtigt-Projekt dann an RKO für 800.000$ sowie für eine Gewinnbeteiligung von fünfzig Prozent, wobei Hitchcock & William Dozier die Rolle der Produzenten übernahmen.
Wie auch immer das „Notorious“-Drehbuch letztendlich „zustande gekommen“ ist, Truffaut hat es gegenüber Hitchcock als „mustergültig“ bezeichnet und dem Film „eine fantastische Reinheit“ attestiert, da Hitchcock es aus seiner Sicht geschafft hat, gleichsam mit einem Minimum an „elements“ und Suspense-Szenen (die sich allesamt auf den Schlüssel und die falsche Weinflasche beziehen) ein Maximum an Effekten zu erzielen.
Rein motivisch betrachtet findet sich in Berüchtigt das Element des Vertrauens/Misstrauens zwischen Liebenden wieder, wobei von „trust & distrust“ auch andere Charaktere des Films erfasst sind. So sind die „right-wing-comrades-in-arms“ dermaßen misstrauisch, dass sie stets bereit sind, einen aus ihren Reihen „vorsichtshalber“ zu eliminieren, ein Umstand, den „Devlin“ Cary Grant am Ende für sich nutzt, um sich an „Alexander Sebastian“ Claude Rains zu rächen.
„Emotions“, die Hitchcock in Berüchtigt vortrefflich in Bilder umsetzt, denn Hitchcock „spricht“ ja meistens nicht über „Einsichten & Emotionen“, sondern er zeigt sie, erscheinen innerhalb der Handlung entweder als „konstruktiv“, so wie bei „ALICIA“ & „DEVLIN“, oder als „destruktiv“ & tödlich, wie bei „ALICIA“ & „ALEXANDER SEBASTIAN“.
Und „Love“ kommt in „Notorious“ entweder als „anti-toxin“ daher, wie in der Szene, in der sich „die Huberman“ mit letzter Kraft aus dem Krankenbett aufrafft, als „Devlin“ ihr die Liebeserklärung macht, oder eben als „toxin“, denn „without his love for Alicia“ würde „Alexander Sebastian“ überleben.
Die visuelle Struktur von Berüchtigt wird durch eine Art „Symmetrie“ oder durch „symmetrische Ergänzungen“ bestimmt. Eine „drunken Alicia“ fährt zu Beginn den eher „sober“ gebliebenen „Devlin“ durch die Gegend, während Devlin am Ende mit ihr in seinem Wagen davonfährt. Und das „Sterbebett“ von Ingrid Bergman, in das sie von Claude Rains & Leopoldine Konstantin gebracht wurde, wird von Cary Grant schließlich zu einem „Bed of Roses“ „umgedeutet“, indem er sich fast schon zu ihr aufs Kopfkissen legt und eben die besagte „declaration of love“ formuliert.
Ein visuelles Highlight bleibt auch, neben der Kuss-Szene auf dem Balkon natürlich und der Kamerafahrt hinunter auf Ingrid Bergman’s „Schlüssel-Hand“, die „Steps-Scene“ kurz vor dem Ende, im Rahmen derer Cary Grant, die Bergman, Claude Rains & Leopoldine Konstantin begleitet von rhythmischen Zwischenschnitten langsam die große Treppe hinuntergehen.
„Hab ich den Spannungsbogen überdehnt?“
„Niemand hat was gegen überraschende Wendungen, Mr…?“
(Dialog zwischen „Mr. Bond…James Bond“ Daniel Craig und „Sévérine“ Bérénice Lim Marlohe aus Sam Mendes‘ James Bond 007: Skyfall (2012) mit „general validity“, mit Allgemeingültigkeit, speziell für die Genres „crime movie“ & „thriller“)
„Wer ist die Dame? Kennen Sie sie?“
„Ja, aber was soll das, Johnnie? Sie sind doch wohl für heut vollauf versorgt. Ist doch gar nicht der richtige Typ für Sie“
„Sagen Sie das nicht, ich müsste den Typ doch sowieso mal wechseln. Stellen Sie mich ihr vor, ja?“
„Ich denke nicht daran, es ist immerhin ein unverdorbenes Mädchen“
„Dann nicht, ich werd‘ schon einen Weg finden“
&
„Cary’s enthusiasm made him search for perfection in all things, particularly in the three that meant most to him: filmmaking, physical fitness, and women“
&
„[…] Die Produktion, sagten Sie, sei dagegen gewesen, aus Cary Grant einen Mörder zu machen. Wäre es Ihnen lieber gewesen, wenn er es gewesen wäre?“
„Ich mag den Schluss des Films nicht, ich hatte einen anderen, der ganz verschieden war von dem des Romans. Wenn am Ende des Films Cary Grant Joan Fontaine das Glas vergiftete Milch bringt, hätte sie gerade einen Brief schreiben sollen, und zwar an ihre Mutter: `Liebe Mutter, ich liebe ihn wahnsinnig, aber ich will nicht länger leben. Er will mich töten, und da will ich lieber sterben. Aber ich finde, die Gesellschaft muss vor ihm geschützt werden.` Wenn Cary Grant ihr also das Glas Milch reicht, sagt sie: `Liebling, würdest du bitte diesen Brief an meine Mutter abschicken?` Und er sagt: `Ja.` Sie trinkt die Milch und stirbt. Abblende, Aufblende und eine kurze Szene: Cary Grant kommt pfeifend daher und wirft den Brief in einen Briefkasten“
„Das war genial. […]“
&
„I thought the original was marvelous. It was a perfect Hitchcock ending. But the studio insisted that they didn’t want to have Cary Grant play a murderer“
&
„Als er[der Film] fertig war, bin ich für zwei Wochen nach New York gefahren, und als ich wieder zurückkam, gab es eine große Überraschung für mich. Ein Produzent von RKO hatte sich den Film vorführen lassen und dabei festgestellt, dass viele Szenen den Eindruck vermittelten, Cary Grant sei ein Mörder. Daraufhin hat er alle diese Hinweise rausschneiden lassen, und der Film dauerte nur noch 55 Minuten“
(ZITAT 1: Dialog aus Hitchcock’s Verdacht von 1941; „Johnnie“ Cary Grant erkundigt sich bei seinen zwei Begleiterinnen, von denen ihm eine antwortet, nach „Lina“ Joan Fontaine, die sich gerade, in „Reiterkluft“, auf einem Pferd befindet und plötzlich gar nicht mehr so „unscheinbar“ aussieht wie noch bei ihrem ersten Treffen in einem Zug ganz zu Beginn des Films; bei diesem Treffen zwischen „strangers on a train“ hatte sich aber ohnehin bei der von Grant gespielten Figur der „Verdacht“ ergeben, dass „die Frau im Zug“, wenn sie erstmal ihre Sehhilfe abgesetzt hat, durchaus attraktiv sein könnte [wobei, wenn man hier „interpretatorisch aktiv“ werden möchte, diese „schlechte Sicht“, die „Lina“ dann in der Folge auch auf die „Johnnie“-Figur hat, die ganze Geschichte/das ganze „Schlammassel“ erst entstehen lässt]; // ZITAT 2: Grant’s „good friend“ David Niven über „Cary’s drei große Leidenschaften“, wobei eben Verdacht ein Film war, bei dem Hitchcock versucht hat, Grant’s Image als „charmanten Womanizer“ eine „dunklere Schattierung“ zu verpassen; // ZITAT 3: „Still in love with her murderer, she drinks the poison“ sozusagen – Dialog über ein „besseres Verdacht-Ende“ zwischen Truffaut & Hitchcock mit Bezug auf das „aufgezwungene Happy End“ von „Suspicion“, bei dem sich „Johnnie“ Cary Grant als „unschuldig“ herausstellt und „Lina“ Joan Fontaine als Ehefrau, die sich lediglich eingebildet hat, dass ihr Gatte sie ermorden will, um sie zu beerben; der „poisoned drink“, den „Hitch“ in Verdacht letztendlich nicht zum Einsatz bringen durfte, kam dann sozusagen in „Notorious“ bei Ingrid Bergman zu seinem Recht und zur vollen Geltung; // ZITAT 4: Cary Grant darüber, dass das Studio seinerzeit tatsächlich „ein perfektes Hitchcock-Ende“ zerstört hat, da es eben „undenkbar“ schien, dass Grant tatsächlich einen Mörder spielt; // ZITAT 5: Hitchcock über das „Schnitt-Desaster“, mit dem er, wegen Grant, plötzlich bei Verdacht konfrontiert wurde; zum Glück durfte „Hitch“ dann „his version of `Suspicion`“ wieder herstellen)
Der „Psychothriller mit viel Ironie“ Verdacht (Drehbuch: u. a. Alma Reville aka Alma Hitchcock), der auf dem 1932 erschienenen Roman „Before the Fact“ (dt. Buchtitel: „Vor der Tat“) von Anthony Berkeley aka Francis Iles beruht, stand am Beginn von Grant’s „classic association“ mit Alfred Hitchcock.
Das Werk gilt ja in der Regel, betrachtet man „the four films“, die die beiden miteinander gedreht haben, also: Verdacht, Berüchtigt, Über den Dächern von Nizza & Der unsichtbare Dritte, als „the least successful & the least satisfying“, und Grant hatte während der Dreharbeiten auch nicht so ein harmonisches Verhältnis mit seiner Leinwandpartnerin Joan Fontaine wie er es in jenen Jahren mit einer Rosalind Russell oder Irene Dunne hatte (Anmerkung: Irene Dunne, mit der er 1940 in George Stevens‘ Akkorde der Liebe / OT: Penny Serenade spielte, bezeichnete Grant überhaupt einmal als „the sweetest-smelling actress he had ever played with“).
Nichtsdestotrotz ist auch „Suspicion“ ein Meisterwerk, und ein reichlich „tiefgründiges, nahezu komplexes“ noch dazu. So zeigt „Hitch“ „LINA“, psychologisch durchaus treffsicher, als eine Frau mit sexuellen Hemmungen, von der sogar ihr Vater einmal sagt, dass sie auf ewig „eine alte Jungfer“ bleiben werde (Anmerkung: Der Einfluss ihrer Eltern manifestiert sich sowohl in dem Porträt ihres Vaters „General McLaidlaw“, das nach seinem Tod in die „Erbmasse“ übergeht und das dann den ganzen Film über stets „im Hintergrund“ präsent ist, als auch in der Tatsache, dass „Lina“ natürlich auch ein „product“ der „moral values“ ihrer Eltern ist).
Als Gegenreaktion oder „out of defiance“ heiratet sie dann den charmanten Playboy „JOHNNIE“, der eine verschwenderische Ader hat und nicht davor zurückschreckt, Geld zu unterschlagen. Obwohl „Johnnie“ in Verdacht also bis zum Ende im Grunde „ihr Johnnie“ bleibt, wird er aus „Lina’s“ Perspektive immer „Angst-einflößender“ und ihr „Verdacht“ gegen ihn, der allmählich ihre „romantic ideas“ von Ehe & Liebe verdrängt, nährt in der Folge gleichsam auch den „Verdacht“ des Publikums, dass er sie nur „aus finanziellen Motiven“ geheiratet hat und nun ermorden will.
Hitchcock gelingt dabei durch seine Regie das Kunststück, dass durch „Lina’s Verdacht gegenüber Johnnie“ simple Handlungen & Aussagen plötzlich einen bedrohlichen Charakter erhalten, man denke nur an die Scrabble-Partie, bei der „Lina“ ausgerechnet das Wort „Mörder“ legt, oder eben an den Moment, als „Johnnie“ ihr dieses berühmte und von Hitchcock bekanntlich durch eine Glühbirne im Innern zum Leuchten gebrachte „glass of milk“ serviert, welches sie für „poisoned“ hält.
Letztendlich scheint es so, als hätte Hitchcock, der Meister der Suspense, und das ist eben, was einen wahren Meister, „a REAL Master“, ausmacht, die ihm bei Verdacht auferlegten Beschränkungen und Einschränkungen dazu genutzt, ein noch interessanteres „work of art“ zu gestalten, als es ohnehin der Fall gewesen wäre.
Und in diesem Zusammenhang scheint sogar das aufgezwungene Ende des Films irgendwie „passender“, denn nachdem das servierte Glas Milch dann eben nicht vergiftet war, unternimmt das Paar eine gemeinsame Autofahrt, bei der Fontaine zunächst wieder glaubt, dass Grant sie umbringen möchte, doch dann zerstreut Cary Grant Joan Fontaine’s „Suspicion“ und ein Neuanfang zwischen „LINA & JOHNNIE“ scheint möglich – ein „Rest-Verdacht“, dass er sie vielleicht doch aus dem Auto befördern wollte, bleibt jedoch beim Zuschauer bestehen.
„To keep his audience in suspense about the true nature of his characters“ war ohnehin schon immer, neben den „intriguing plots“, eine von Hitchcock’s absoluten Stärken.
„James Stewart würde nie einen Mörder spielen“ (HITCHCOCK zu TRUFFAUT) – nun, auch einen Jimmy Stewart hätte man damals nicht als „murderer“ besetzen können, genauso wenig wie Cary Grant.
Die beiden zentralen Hitchcock-Darsteller Grant & Stewart waren ja nur einmal gemeinsam auf der Leinwand zu sehen, und dies eben an der Seite von Katherine Hepburn in Die Nacht vor der Hochzeit, wobei Grant, genauso wie umgekehrt, Stewart stets in „high esteem“ hielt (Cary Grant über die Erfahrung mit James Stewart beim „Philadelphia Story“-Dreh, dabei fast eine Parodie auf einen zentralen Moment von „The Man Who Knew Too Much“ abliefernd: „Jimmy simply mesmerized me on the screen. When I watched him act, I felt like a triangle player in the orchestra who keeps watching the conductor and then, when he finally gets the baton signal, he misses his triangle“).
Stewart und Grant hatten natürlich zahlreiche „Set-Stories über Alfred Hitchcock“ auf Lager, und Stewart präsentierte Grant einst bei einer gemeinsamen Autofahrt dann folgende etwas „pikante“ Set-Geschichte, die Grant noch nicht kannte und die Stewart im Zusammenhang mit Hitchcock’s World-War-II-Rettungsboot-Drama „Lifeboat“ zu Ohren gekommen war (und die ja fast schon einen in den „early 90s“ durchaus kontrovers diskutierten Aspekt der berühmten „Verhörszene“ mit Sharon Stone in Paul Verhoeven’s Thriller Basic Instinct aus dem Jahr 1992 „vorwegnimmt“):
„[…] Hitchcock was making `Lifeboat`. A ship had sunk, and a handful of people – including Tallulah Bankhead, Hume Cronyn, and John Hodiak – are stranded in the small boat. Now Hitch never went to the dailies[the raw, unedited footage shot during the making of a motion picture]. He said, `I know what I have. It’s not like going to the Beverly Hills camera shop and picking up your snapshots from yesterday.` So, after about five or six days of shooting, Hitch still hadn’t seen any dailies. The director of photography, Glen MacWilliams, came to him and said, `Hitch, I`m very upset.` And Hitch said, `Easy now. Why?` And he said, `Because of the confines of the lifeboat, I have to have my camera down low and we’re shooting up a lot. Well, er, Miss Bankhead doesn’t wear any panties. She has nothing underneath. What am I going to do? I can see everything, and it’s there on the film.` Hitchcock paused for a moment and said, `Well...I don’t know whether this is a problem for wardrobe, makeup, or hairdressing.` Cary almost fell out of the car“
(Copyright: James Stewart)
DAS ENDE
von
„HITCHCOCK Vol. 2 – MORE MOVIES TO BE MURDERED BY“
(November 2022 – Juni 2023)
(ENDE der TEILE 2.1 & 2.2; // NEU ÜBERARBEITETE FASSUNG; Ur-Fassungen vom 09.06.2023 & vom 11.06.2023)