NO PULP IN THE FICTION: "2"                                          Schluss-Kapitel "ONCE UPON A TIME...IN HOLLYWOOD" (TEIL 3 & TEIL 4 & ENDE)

 

Als Autor und Regisseur in einer Person kontrolliere ich den ganzen Herstellungsprozess, und nie engagieren wir Schauspieler, die Ärger machen, egal, wie brillant sie sind

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UndCut!

Die schmeckt wie der letzte Scheiß! Und wer hat dieses Foto ausgesucht? Da hab ich `n Doppelkinn, OK!

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Does this fucking guy stutter? Sam thinks“

 

(Zitat 1: Passage aus Woody Allen’s Autobiographie „Apropos of Nothing“ – Tarantino’s „Rick Dalton“ & „Cliff Booth“ sind beide auf ihre Art „Troublemaker“ am Set und CLIFF BOOTH gilt ohnehin als „the most infamous man on any movie set because he’s the only one there who might have gotten away with murder“, so wie es in QT’s „Once Upon a Time in Hollywood“-Novel heißt; // Zitat 2: Ausschnitt aus den (zunächst parallel zu den „end credits“ von ONCE UPON A TIME…IN HOLLYWOOD gezeigten und bereits im Hateful Eight-Kapitel kurz beschriebenen) „Dreharbeiten zur Rick Dalton-`Red Apple`-Zigaretten-Werbung“, bei denen RICK sozusagen die „Diva“ raushängen lässt, nachdem der Regisseur (Quentin Tarantino selbst!) aus dem Off „Cut!“ gerufen hat – anschließend schmeißt Dalton aus Zorn den für die Zigarettenwerbung entworfenen „Rick Dalton-Pappkameraden“ um, der hinter ihm steht und mit dem er eben nicht zufrieden ist; // Zitat 3: Passage aus dem Roman Once Upon a Time in Hollywood, sich darauf beziehend, dass Rick Dalton auch stottert - mit „Sam“ ist der Regisseur Sam Wanamaker gemeint)

 

 

 

Auf viele Arten eine Liebesgeschichte. Seine Liebe zur Branche und denen darin, die nicht immer eine faire Chance bekommen, aber trotzdem eine gewisse Anerkennung bekommen sollen

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Hör zu, ich hab nie so etwas wie eine nennenswerte Karriere gehabt, also kann ich nicht sagen, ich weiß, wie du dich fühlst

Was redest du? Du bist [nur] ein Stuntdouble, komm schon, Scheiße!

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Du musst jemanden sagen lassen: `Du bist ziemlich hübsch für einen Stuntman`

 

(Zitat 1: Aussage von Leonardo DiCaprio, bezogen speziell natürlich auf die von ihm gespielte Figur des „RICK DALTON“ – Quelle: „Quentin Tarantino’s Love Letter to Hollywood“; // Zitat 2: aus ONCE UPON A TIME…IN HOLLYWOOD und Dialog zwischen Brad Pitt & Leonardo DiCaprio, der nach dem für Dalton nicht sonderlich erfreulichen Gespräch mit „MARVIN SCHWARZ“ Al Pacino stattfindet; // Zitat 3: Aussage von Burt Reynolds (der eben George Spahn hätte spielen sollen), die adressiert an Quentin Tarantino war, nachdem Reynolds erfahren hatte, dass Brad Pitt den Stuntman „Cliff Booth“ verkörpern wird – Tarantino hat die Burt Reynolds’sche Anregung bekanntlich übernommen und der Satz wird im Film dann von „BRUCE LEE“ Mike Moh gesprochen, bevor Pitt und er sich ihrem „Fight auf dem Film-Set“ widmen)

 

 

 

Zweifellos hatte ich die Gefahren unterschätzt, die im Lebensstil der Hippies latent waren. Wie Sharon empfand auch ich eine gewisse Bewunderung für diesen Lebensstil. Beide sahen wir nur, was so positiv wirkte: der Mangel an Heuchelei, an falschen Konventionen. […] Dass sie wegen einer totalen Pervertierung von Hippie-Werten ihr Leben verlieren würde, konnte ich nicht ahnen

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Ist es ein Dolch, was ich vor mir erblick, der Griff mir zugekehrt?

Die Burg Macduff soll schleunigst überfallen […] und dem Schwert geopfert sein Weib, die Kinder und alle armen Seelen seines Stamms. Es ist nicht hohle Wut, es sei getan, eh abgekühlt mein Blut

 

(Zitat 1: Roman Polanski über die grundsätzliche Sympathie, die Tate und er für die Hippie-Bewegung empfunden haben – und darüber, dass die Verbrechen der „Manson Family“ eine Art „funeral song“, eine Art „Grabgesang“, auf die „Love & Peace“-Attitüde der Hippies darstellten; Charles Manson (1934-2017) & seine „Family“ (denen Tarantino in ONCE UPON A TIME…IN HOLLYWOOD mit dem „märchenhaften Cosmic Justice-Ende“ ja in gewisser Weise auch die „Popularität“ nimmt und somit den „Horror-Mythos der Manson Family“, der nach den Tate-LaBianca-Murders entstanden war, sozusagen gar nicht erst aufkommen lässt) waren in der Tat nur nach außen eine „typische Hippie-Kommune“, im Innern der „Family“ jedoch herrschte, wenn man so will, „a paranoid pandemonium of madness“, in dem sich, zwischen „freier & befreiter Liebe“ & exzessivem Drogenkonsum, „Ideale der 60s“ mit rassistischen Theorien sowie mit bizarren Verschwörungstheorien paarten, eine Mischung, die fast zwangsläufig in die, so wie Polanski meint, Pervertierung sämtlicher „Flower Power“-Ideale führen musste; // Zitate 2 & 3: zwei Voiceovers des Mörders „Macbeth“ Jon Finch aus Polanski’s genialer Shakespeare-Verfilmung Macbeth von 1971, die zu meinen persönlichen Polanski-„favorites“ zählt – der mitreißende, farbenprächtige & vor allem auch schonungslose Film gilt, angesichts des Umstands, dass der Regisseur darin zum Beispiel auch ein blutiges Massaker in „Lord Macduff’s Burg“ inszeniert hat, bei dem Frauen und kleine Kinder getötet werden, als Werk, in dem Polanski versucht hat, die Ereignisse von 1969 & die Ermordung seiner Frau auf irgendeine Weise zu verarbeiten)

 

 

 

Die Beziehung zwischen „RICK DALTON“ & „CLIFF BOOTH“, also zwischen jenem von Leonardo DiCaprio dargestellten Schauspieler, der in den 1950ern einst seine eigene „TV series“ hatte und 1969, als er nur noch Bösewichte spielen darf, seinen Kummer in zunehmend mehr „Whiskey Sours“ ertränkt, und dem von Brad Pitt verkörperten Stuntman mit „Sträflingskolonie-Erfahrung“, soll auf jener Art von „relationship“ beruhen, die Stars wie Kurt Russell und Burt Reynolds mit ihren Stuntdoubles John Casino und Hal Needham hatten.

Die Inspiration für „Rick Dalton“ holte sich Tarantino aber auch, indem er einen Blick auf die Karrieren von „actors“ wie Ty Hardin (1930-2017) oder Edd Byrnes (1932-2020) warf.

Hardin war von 1958 bis 1962 Star der US-TV-Western-Serie Bronco und ging dann in den 60s nach Italien, wo er in „Operation Dyn-O-Myte“-artigen „Eurospy“-Filmen wie Ragan (1968; Regie: José Briz Méndes & Luciano Sacripanti) oder „Spaghetti Westerns“ wie Terrible Day of the Big Gundown (1971; Regie: Sergio Garrone; dt. Verleihtitel: Django - Tag der Abrechnung) zu sehen war.

Byrnes, der 1978 auch Teil des John Travolta & Olivia Newton-John-Musical-Klassikers Grease (Regie: Randal Kleiser) war und den sich dann vor allem DiCaprio als „Vorbild“ für die „RICK DALTON“-Rolle auserkoren hatte, spielte von 1958 bis 1964 eine der Hauptrollen in der „Private Detective“-TV-Serie 77 Sunset Strip und wagte dann ebenfalls den Sprung nach Italien, wo er in Italo-Western wie Red Blood, Yellow Gold (1967; Regie: Nando Cicero; dt. Verleihtitel: Ein Stoßgebet für drei Kanonen) agierte, in dem er eine Figur namens „Chattanooga Jim“ spielt, was definitiv eine eindeutige Analogie zu Rick Dalton’s Sergio Corbucci-Figur „Nebraska Jim“ in ONCE UPON A TIME…IN HOLLYWOOD ergibt.

Weitere Persönlichkeiten, aus denen DiCaprio seinen „RICK DALTON“ kreiert hat, waren Ralph Meeker (1920-1988) und Peter Duel (1940-1971).

Der für seine „macho-screen presence“ bekannte Meeker hatte seine bedeutendsten Auftritte in Stanley Kubrick’s auch heute noch großartigem sowie berührendem Antikriegsfilm Wege zum Ruhm (1957; Paths of Glory; mit Kirk Douglas) und als Privatdetektiv „Mike Hammer“ in dem Robert Aldrich-Kult-Klassiker Rattennest (1955; Kiss Me Deadly), der nicht nur „French New Wave“-Ikone Jean Luc-Godard beeinflusst hat, sondern bekanntlich auch Tarantino, da dieser sich, wie ich im ersten Teil von „No Pulp in the Fiction“ schon einmal ausgeführt habe, daraus die Idee für den als „McGuffin“ fungierenden Koffer in PULP FICTION geholt hat.

Peter Duel, der 1971 Selbstmord begangen hat, war in den USA vor allem durch die Western-Serie „Alias Smith and Jones“ (1971-1973) bekannt – und Duel kommt sogar in QT’s Once Upon a Time in Hollywood-Roman vor, in dem Dalton & Duel sozusagen „gemeinsam vor der Kamera stehen“ und die Parallele aufweisen, dass sie eine „nicht diagnostizierte bipolare Störung“ haben, also „undiagnosed bipolar“ sind.

Eine der besten und in gewisser Weise auch „realistischsten“ Tarantino-Figuren überhaupt stellt definitiv „CLIFF BOOTH“ dar, den Pitt, wie schon in dem Kapitel über INGLOURIOUS BASTERDS erwähnt, auf wirklich fabelhafte Weise und mit einer Mischung aus „Edelmut“ & Bedrohlichkeit spielt, die man so schnell nicht vergisst – und der Best Supporting Actor-Oscar bei den „92nd Academy Awards“ sowie der Best Supporting Actor-Golden Globe bei den „77th Golden Globe Awards“ waren gleichsam die „einzig mögliche Option“ dafür.

Als „one of the role models“ für die „Cliff Booth“ -Figur gilt der Filmemacher und Stuntman Gary Kent (Jahrgang 1933), der seine Fähigkeiten in zahlreichen Independent-, Exploitation- & Grindhouse-Filmen unter Beweis gestellt hat, so zum Beispiel in dem Biker-Film Hells Angels on Wheels (1967; dt. Verleihtitel: Die wilden Draufgänger) von Richard Rush mit dem jungen Jack Nicholson, und der in den 60s auf der Spahn Movie Ranch, als er dort gearbeitet hat, sogar tatsächlich mit der „Manson Family“ in Berührung gekommen ist.

Der Judoka & Stuntman Gene LeBell gilt als weiteres BOOTH-Vorbild. LeBell (Jahrgang 1932) war ein Freund von Bruce Lee, den er auf dem Green Hornet-Set kennengelernt hatte, wobei der Kampfsport-erprobte LeBell als „Verstärkung“ zu dem dortigen Stuntmen-Team hinzugezogen wurde, weil Bruce Lee die anderen Green Hornet-Stuntmänner angeblich ständig „vermöbelt“ hat. Wie BOOTH wurde LeBell des Mordes bezichtigt, jedoch nie verurteilt (Anmerkung: Sowohl Rick Dalton als auch Cliff Booth werden, im Vergleich zum Film, von Tarantino in seinem Once Upon a Time in Hollywood-Roman natürlich mit einem „massive Background“ ausgestattet - und im Zusammenhang mit Cliff Booth wird enthüllt, dass dieser tatsächlich seine Frau sowie noch weitere Personen ermordet hat, unter anderem den Stuntman „Buster Cooley“, der als Mordopfer Nummer drei gilt: „This wasn’t the first time Cliff committed murder and got away with it. The first time was in Cleveland in the fifties. The second time was when Cliff killed his wife […]. This was his third time, and Cliff got away with this one too“; Quelle: „Once Upon a Time in Hollywood“-Paperback-Edition, S. 73).

Quentin Tarantino hat aber 2019 in einer Interview-Session („Tarantino on Hollywood“) im „New Beverly Cinema“ am Beverly Boulevard in Los Angeles, das sich, „by the way“, seit 2007 in seinem Besitz befindet, betont, dass eines der Hauptvorbilder für den Cliff Booth-Character auch ein Stuntman war, der im Grunde das „closest equivalent“ zu dem von Kurt Russell in DEATH PROOF – TODSICHER gespielten „STUNTMAN MIKE“ darstellt, denn der besagte Stuntman, dessen „name“ Tarantino natürlich schuldig geblieben ist, wäre ebenso „unverwüstlich & Angst-einflößend“ wie „MIKE & CLIFF“ gewesen und hätte noch dazu, wie „CLIFF“, die eigene Frau auf einem Boot umgebracht, und zwar ohne, dass man ihm das später beweisen hätte können.

SHARON TATE - She left Texas to chase a moviestar dream and found it“ (Copyright: Roman „Once Upon a Time in Hollywood“) - Tate, zu deren Filmographie-Highlights neben Tanz der Vampire sicherlich auch das Medikamenten-Missbrauch in Hollywood-Drama Das Tal der Puppen (1967; Valley of the Dolls; Regie: Mark Robson) gehörte, wird von der Australierin Margot Robbie (Jahrgang 1990) verkörpert, die international vor allem durch die Comic-Verfilmung Suicide Squad (2016; Regie: David Ayer) bekannt wurde - sowie auch als Eiskunstläuferin & „Eishexe“ Tonya Harding in der Tonya Harding lässt ihrer Konkurrentin Nancy Kerrigan im Vorfeld der Winter-Olympiade 1994 eine mit der Eisenstange aufs Knie verpassen-Filmbiografie I, Tonya von 2017.

Mit Roman Polanski persönlich über Sharon Tate hat Robbie, nach eigenen Angaben, im Vorfeld der Once Upon a Timein Hollywood-Dreharbeiten nicht gesprochen, dafür aber, als Recherche, dessen 2017 erschienene Autobiographie „Roman by Polanski“ gelesen.

Begeistert war Robbie aber vor allem auch über die Zusammenarbeit mit Kameramann Robert Richardson (Margot Robbie: „Bob Richardson ist ein unglaublicher Kameramann. Ich flippte aus, als ich ihn traf. Er hat magische Film-Momente erschaffen und ich darf dabei sein“), von dessen „kameratechnischen Kunststücken“ am Once Upon a Timein Hollywood-Set sie sich in diversen Interviews beeindruckt zeigte (Margot Robbie - sich auf jene Szene beziehend, in der POLANSKI & TATE zur Party in der Playboy-Mansion aufbrechen: „Die verrückteste Aufnahme, die ich je an einem Set beobachtete, beginnt mit Rick, der [auf einer Luftmatratze] im Pool treibt. Der Kran hebt die Kamera über das Haus rüber zu Polanski’s Haus, wo Raf [Rafal Zawierucha] und ich gerade rauskommen als Sharon und Roman, perfekt getimt ins Auto steigen und dann losfahren. Und Raf muss beinahe auf den Zentimeter genau seine Markierung treffen. All das musste zur exakten Zeit am exakten Ort passieren. Es war unglaublich. Als wir es hatten, konnte es keiner glauben. Alle klatschten und jubelten. So cool“; Quelle: Doku „Bob Richardson – For the Love of Film“).

 

 

 

 

 

Der Weg ist das Ziel

 

(ein „wise saying“ von Quentin Tarantino in der Doku „Ein Blick auf `Jackie Brown`“ – und gemeint war damit, dass es in der Kunst vor allem / primär um den „Akt des Schöpfens“ geht, was bedeutet: der Weg zum Endprodukt ist das eigentlich Aufregende, das eigentlich Entscheidende)

 

 

 

Um zu beurteilen, ob meine Filme erfolgreich sind, muss erst einmal geklärt werden, was man unter Erfolg versteht. Alan Parker etwa, ein englischer Regisseur, der nun in Amerika lebt, antwortete auf die Frage `Was ist ein erfolgreicher Film?´: `Einer, der an der Kinokasse erfolgreich ist`. Ich messe meinen Erfolg völlig anders. In einer Welt, in der es extrem schwierig ist, einen Kinofilm zu machen, ist mein Maßstab für Erfolg die Kontinuität des Drehens. Die Kontinuität eines Künstlers, der sozusagen sein eigenes Leben benutzt – denn er macht mit 20 ganz bestimmt nicht dieselben Filme wie mit 30, 40, so dass am Schluss das Gesamtwerk faszinierender wird als einzelne Teile -, das also ist für mich Erfolg: dass es mir vergönnt ist, weiterhin Filme zu machen

 

(das Thema Erfolg aus der Sicht eines großen europäischen Film-Künstlers - Zitat von Peter Greenaway aus dem Jahr 1995 zum Thema „Kontinuität als Maßstab des Erfolgs“; Quelle: „Die Schönheit des Schrecklichen – Peter Greenaway und seine Filme“; bei QUENTIN TARANTINO befinden sich „künstlerische Verhüllung“ & „kommerzielle Präsenz“ seit Beginn seiner Karriere tendenziell im Einklang – und auch ONCE UPON A TIME…IN HOLLYWOOD, „the 9th film from Quentin Tarantino“, der seine Premiere am 21. Mai 2019 bei den Filmfestspielen von Cannes feierte, war, bei Produktionskosten von ca. 96 Millionen US-Dollar, mit einem Einspielergebnis von über 374 Millionen USD ein weltweiter Erfolg und gilt, wie im INGLOURIOUS BASTERDS-Kapitel angeführt, als zweit-erfolgreichster QT-Film)

 

 

 

Verdammte Scheiße, Hippie-Ärsche!“ (Copyright: RICK DALTON – als er vom Cadillac aus, wie immer als Beifahrer von CLIFF BOOTH, an einer Kreuzung in Los Angeles eine Gruppe Hippies am Straßenrand sieht) – dass Tarantino’s Werk auch als „regressives 60s- & Hippie-Bashing“ aufgenommen wurde, mag vielleicht nicht ganz verwundern.

So beschrieb Richard Brody, ein Kritiker des wöchentlich erscheinenden Magazins „The New Yorker“, ONCE UPON A TIME…IN HOLLYWOOD als eine „obszön-regressive Version der 60s“, während andere „newspapers & magazines“ sich wiederum auf die Gewaltdarstellung konzentrierten und die „Tarantino-typischen Rache-Fantasien“ und den „Tarantino-üblichen Blut-Durst“ kritisierten.

Peter Bradshaw vom britischen „Guardian“ hingegen gab sich begeistert und bezeichnete das Werk, wohl in Anlehnung an Bob Marley‘s genialen „Redemption Song“ von dessen 1980er-„Uprising“-Album, als „Tarantino’s dazzling LA redemption song“ [dazzling: blendend, glänzend; redemption: Erlösung].

James Berardinelli empfand, was er auf seiner „Reelviews“-Movie Reviews-Website zum Ausdruck gebracht hat, Tarantino’s „Hollywood-Märchen“ als, sinngemäß wiedergegeben, „Werk eines Filmliebhabers gemacht für Filmliebhaber“, das aber, so Berardinelli, auch gleichsam „weniger eingeweihte“ Kinobesucher*innen nicht davon abhält, den Film zu genießen.

Als „fesselnd“, aber „[…] not, in the end, a masterpiece“ titulierte Owen Gleiberman vom „Variety“-Magazin ONCE UPON A TIME…IN HOLLYWOOD, während beispielsweise Pete Travers vom „Rolling Stone“ in seiner Rezension mit dem Titel „Tarantino’s Violent Tinseltown Valentine“ die Leistung des Schauspielensembles hervorhob und gemeint hat, und das ist ein Urteil, dem man sich unbedingt anschließen muss, dass „all the actors“ in dem Film, egal, ob in den Haupt- oder Nebenrollen oder in kleineren Rollen, „their A games“ abliefern, soll heißen: eine wahrlich erstklassige Leistung bieten.

 

 

 

 

EPILOG

 

 

JOSE FELICIANO (singt)

Let’s find each other tonight, everything will be allright / Don’t hesitate now, let’s find each other tonight / If you need some company, mama take a chance on me / Don’t hesitate now, let’s find each other tonight

 

ESCORT GIRL

Nett hier.

 

CARL SHOWALTER

Kommt auf den Künstler an. Na ja, aber bei José Feliciano gibt’s nichts zu meckern.

 

(aus: FARGO von Ethan & Joel Coen aus dem Jahr 1996; „Casual Conversation“ zwischen dem Gangster & Kidnapper „Carl Showalter“ Steve Buscemi und einem „Escort Girl“, gespielt von Michelle Hutchinson, die abläuft, während -der echte- José Feliciano auf der Bühne eines mehr oder weniger bis zum letzten Platz gefüllten „Schuppen[s]“ (Copyright: CARL SHOWALTER) seinen Song „Let’s Find Each Other Tonight“ von 1983 zum Besten gibt)

 

 

Nun, jener José Feliciano, der da, gleichsam „völlig unerwartet & plötzlich“, in Fargo, dem 96er-Meisterwerk der Coen-Brothers, auftritt, sorgt auch für einen von zwei ganz großen „musikalischen Momenten“ in Tarantino’s ONCE UPON A TIME…IN HOLLYWOOD.

Der „zweitbeste Music-Moment“ in dem Film, dessen Soundtrack mittlerweile zu den „besten Tarantino-Soundtracks“ gezählt wird, ist sicherlich jener, als „RICK DALTON“, „CLIFF BOOTH“ und Ricks Neo-Ehefrau „FRANCESCA CAPUCCI“ auf dem LAX, dem Los Angeles International Airport, ankommen und, zu den Klängen der „Strings Version“ des Rolling Stones-Klassikers „Out of Time“ („I said, baby, baby, baby, you’re out of time...“), genau vor jener auffällig farbenprächtigen Wand entlangmarschieren, vor der sich einst schon „JACKIE BROWNPam Grier in der Eingangssequenz des 97er-Films bewegt hat.

Der beste „musikalische Moment“ von ONCE UPON A TIME…IN HOLLYWOOD, von Tarantino’s aufregender Mischung aus „Fakten“ & „purer Fiktion“, jedoch ist, als José Feliciano’s melancholische Cover-Version des The Mamas & the Papas-Klassikers „California Dreamin‘“ ertönt – und das tut sie, kurz nachdem „CLIFF BOOTH“ die Spahn Movie Ranch verlassen hat.

Der Song, ursprünglich erschienen 1966 auf dem legendären „If You Can Believe Your Eyes And Ears“-Album der Band, untermalt in der Folge auch jenen Moment, in dem „SHARON TATE“ das Kino verlässt, in welchem ihr Film „The Wrecking Crew“ gespielt wird, sowie jene Momente, in denen gezeigt wird, wie „`Johnny Madrid Lancer` JAMES STACY“ mit einem Motorrad das Lancer-Set verlässt und wie „RICK DALTON“ von „CLIFF BOOTH“ mit dem Auto von dem besagten Set abgeholt wird.

Und die José Feliciano-Cover-Version „verstummt“ erst, als „RICK & CLIFF“ eine Weile durch L.A. gefahren und wieder zuhause am Cielo Drive sind, wo sie sich dann dazu entschließen, sich gemeinsam die „All the Streets Are Silent“-Folge von F.B.I. anzusehen.

 

 

 

All the leaves are brown (all the leaves are brown) / And the sky is gray (and the sky is gray) / I’ve been for a walk (I’ve been for a walk) / On a winter’s day (On a winter’s day) / I’d be safe and warm (I’d be safe and warm) / If I was in LA (if I was in LA) / California dreamin‘ (California dreamin‘) / On such a winter’s day

 

(Ausschnitt aus den Lyrics des Songs „California Dreamin‘“, in ONCE UPON A TIME…IN HOLLYWOOD performt von José Feliciano)

 

 

 

 

 

DAS ENDE

 

von

 

„NO PULP IN THE FICTION: `2`“

 

(Dezember 2020 – August 2021)

 

 

 

(NEU ÜBERARBEITETE FASSUNG; Ur-Fassungen vom 07.08.2021 & 08.08.2021)