„Chapter Five Showdown at House of Blue Leaves“ [Einblendung] – „Die Braut“ erläutert in diversen Voiceovers die Umstände, wie O-Ren Ishii den Machtkampf innerhalb der Yakuza-Clans in Tokyo für sich entscheiden konnte [im QT-Skript spricht „The Bride“ an der Stelle von einem durch Bill unterstützten „Shakespearian-in-magnitude power struggle with the other Yakuza clans, over who would rule vice in the city of Tokyo“/dt. Synchro des BRIDE-Voiceovers: „Es war ein Jahr nach dem Massaker in El Paso, Texas, als Bill seine Nippon-Ableger finanziell und philosophisch bei seinem höchst Shakespeare’schen Machtkampf mit anderen Yakuza-Clans um die Herrschaft über das Laster in Tokyo unterstützte. Als das letzte Schwert in die Scheide gesteckt wurde, war es O-Ren Ishii und ihr mächtiges Aufgebot, die „Verrückten 88“, die sich als Sieger präsentierten“].
Dann stellt „The Bride“, ebenfalls durch Voiceovers, die wichtigsten Handlanger & Mitarbeiter von O-Ren vor: Sofie Fatale (halb Japanerin, halb Französin; O-Ren’s Anwältin, beste Freundin und „2. Offizier“; THE BRIDE - im Original-Voiceover, zu Fatale’s Outfit: „The pretty lady who’s dressed like she’s a villain on Star Trek[…]“), die erst 17-jährige Gogo Yubari (O-Ren’s persönlicher Bodyguard; THE BRIDE – Voiceover bezüglich Yubari: „Gogo mag vielleicht jung sein. Aber was ihr an Alter fehlt, macht sie mit ihrem Wahnsinn wett“; Gogo trägt eine „Japanese schoolgirl[ ] uniform[ ] complete with [a] plate skirt[ ] and [a] matching blazer[ ]“ – Skript; pleated skirt: Faltenrock) und Johnny Mo (trägt eine Kato-Maske & einen schwarzen Anzug; oberster General von O-Ren’s Privat-Armee, den „Crazy 88“/„Verrückten 88“ [Anm.: Kato-Maske: Maske des „Master-Martial Artists“ „Kato“, der in den 1930er-Jahren von dem US-Amerikaner Fran Striker kreiert wurde, und zwar als Assistent des ebenfalls maskierten „crime fighting“-Superhelden „Green Hornet“; populär wurde die Figur mit der schwarzen Maske über dem Augen-/Nasen-Bereich auch durch Bruce Lee, der „Kato“ in der TV-Serie The Green Hornet von 1966-1967 verkörperte; QT-Skript-Beschreibung von O-Ren’s Privat-Armee: „The bunch of mop-topped[so eine Art „Beatles-artiger Bob-Hairstyle für Männer“] young men, who all wear black suits, white shirts, thin black ties and Kato masks over their eyes, are her soldiers, `The Crazy 88`“]).
In der Folge wird man, in einem „Japanese Night Club“ [Skript], Zeuge jener Sitzung der Yakuza-Clan-Bosse, in der O-Ren Ishii zum „Boss aller Bosse“ von Tokyo’s Unterwelt bestellt wird – die Stimmung wird nur von einer einzigen Person getrübt, nämlich von Boss Tanaka [verkörpert von Jun Kunimura - bekannt auch aus Black Rain von Ridley Scott von 1989 oder Takashi Miike’s Kult-Schocker Audition von 1999; QT-Skript: „O-Ren has just become the official leader of crime in the city of Tokyo. The six Yakuza clan bosses […] toast their new leader, with much laughter and drinking...all except one...BOSS TANAKA“], der offenbar etwas gegen O-Ren’s „japanisch-chinesisch-amerikanische“ Herkunft hat [THE BRIDE – Voiceover, gemäß Skript: „The subject of O-Ren’s blood and nationality came up before the council only once. The night O-Ren assumed power over the crime council“].
Tanaka spricht im Zusammenhang mit O-Ren’s Bestellung sogar von einer „Abartigkeit“ [laut QT-Skript: „perversion“ – allerdings sagt „Boss Tanaka“ im Film alles auf Japanisch], was die anderen Clan-Bosse empört und O-Ren zu einer Nachfrage geradezu herausfordert [O-REN – auf Japanisch: „Tanaka-San, von welcher `Abartigkeit` sprichst du?“].
Als Boss Tanaka deutlicher wird und meint „[…] eine chinesisch-japanische Ami-Schlampe wurde zum Boss gemacht“ [Text gemäß den deutschen Untertiteln], springt O-Ren auf, läuft über den riesigen Tisch, an dem alle sitzen, hin zu Tanaka und köpft ihn mit ihrem Schwert [dazugehörige Skript-Passage: „Faster than you can say Jimminy Cricket,...O-Ren’s samurai sword is unsheathed...Boss Tanaka’s head is liberated from its body...[…] And from the spot between its shoulder blades, a geyser of blood shoots up in the air“; „Jiminy Cricket!“: umgangssprachlich für: „Jesus!“ oder „Menschenskind!“].
Anschließend wechselt O-Ren, um, wie sie meint, die „Ernsthaftigkeit“ der Angelegenheit zu untermauern, auf die englische Sprache, wobei Sofie Fatale als Übersetzerin ins Japanische agiert. O-Ren sagt zu den verbliebenen Clan-Chefs dann Folgendes: „Als eure Vorsitzende, möchte ich euch ermutigen, von Zeit zu Zeit, auf respektvolle Weise, meine Gedanken zu hinterfragen. […] Kein Thema wird jemals Tabu sein. Abgesehen von dem Thema natürlich, das gerade zur Sprache kam“.
Schließlich hebt sie noch den Kopf von Boss Tanaka auf, der auf dem Tisch liegt [„She takes it by the hair and holds it up as she speaks“; QT-Skript], und macht den anderen Bossen noch einmal klar, was sie für ein „Schicksal“ erwartet, wenn sie ihr „Chinese or […] American heritage“ [Skript; heritage: Erbe, Erbgut] ansprechen [O-REN – gemäß Skript & laut diesem auch in einem „completely American“ Tonfall: „[…] I collect your fuckin head. […] Just like this fucker here. Now if any of you sonsabitches got anything else to say, now’s the fuckin time“].
„Ein Ticket nach Tokyo, bitte“ [THE BRIDE – am Flughafen-Schalter] – Die „Braut“ macht sich auf den Weg nach Tokyo und in einer Art Montage sieht man in der Folge einerseits die „Braut“, die in dem Flieger Richtung Tokyo sitzt [sehr amüsanter Aspekt: Das Hanzo-Schwert hat sie auch im Flugzeug dabei und es lehnt am Fenster - nachher spaziert sie dann in einer Szene auch in Tokyo „ganz normal“ damit herum], und andererseits O-Ren Ishii, die gerade mit einer Limousine, die flankiert ist von „Bodyguards auf Motorrädern, die ihre Samurai-Schwerter -für jeden sichtbar- als `Motorradgepäck` mitführen“, durch die Straßen der Stadt kutschiert wird.
Nachdem die „Bride“ in Tokyo angekommen ist, verfolgt sie Sofie Fatale, die in ihrem Auto unterwegs ist, mit einem Motorrad [Anmerkung: „THE BRIDE“ ist hier schon in ihrem gelb-schwarzen Bruce Lee-„Gedächtnisanzug“ gekleidet, der als Hommage an Lee’s berühmten gelb-schwarzen Trainingsanzug gedacht ist, den die Kampfkunst-Ikone in ihrem letzten & unvollendet gebliebenen Film Game of Death/dt. Verleihtitel: „Mein letzter Kampf“, veröffentlicht 1978, getragen hat; QT-Skript - bezüglich des Kampf-Outfits der „Braut“: „[…] a one-piece yellow track suit with a black stripe going down both sides, like the one Bruce Lee wears in `Game of Death`“].
Bei einer Ampel kommen Fatale und „Die Braut“ mit ihren Vehikeln nebeneinander zum Stehen – an der Stelle wird, wiederum durch ein kurzes „Flashback“, klar, dass auch Sofie Fatale beim „Wedding Chapel Massacre“ zugegen war und dort, während „The Bride“ von den „Tödlichen Vipern“ verprügelt wurde, eine Art „Geschäfts-Telefonat“ geführt hat [SOFIE FATALE – im Rahmen des „Flashbacks“, als sie ans Telefon geht: „Moshi moshi“; moshi moshi: japanisches „Hallo“, das speziell bei Telefongesprächen verwendet wird]. Genau so eine Art von Telefonat führt Fatale, wie die „Braut“ eben durch ihren gelben Motorradhelm hindurch beobachtet, nun offenbar gerade wieder in ihrem Auto. „Die Braut“ tritt aufs Gas und rast mit ihrem Motorrad über die Kreuzung hinweg davon.
„THE HOUSE OF BLUE LEAVES – JAPANESE RESTAURANT“ [Skript]: O-Ren, Gogo Yubari, Sofie Fatale sowie einige Bodyguards aus den Reihen der „Verrückten 88“ marschieren durch das Restaurant [„The entire O-Ren Ishii crew moves through the restaurant“ – Anmerkung: Aus seiner vergleichsweise „unspektakulären“ Skript-Anweisung hat QT, mit der Hilfe von Musik & Kamera, im Film dann ein weiteres Highlight von Kill Bill – Volume 1 kreiert, denn der „Walk“ von O-Ren & Co durch das Restaurant gehört mit zu den suggestivsten & kraftvollsten Momenten des gesamten Films – als Musikuntermalung verwendete Tarantino das geniale Instrumentalstück „Battle Without Honor or Humanity“ des japanischen Rock-Musikers Tomoyasu Hotei, das schon im Jahr 2000 zum Soundtrack des japanischen Yakuza-Films New Battles Without Honor and Humanity (Regie: Junji Sakamoto) gehörte; QT in der Kill Bill – Volume 1-Making Of-Doku „Die Ästhetik der Rache“: „Die passende Musik mit dem richtigen Bild zu kombinieren, ist eine der spannendsten Sachen beim Filmemachen. […] Gut gemacht, bleibt es unvergesslich“].
Die Restaurant-Crew, rund um die Restaurant-Besitzerin & den kahlköpfigen Kellner „Charlie Brown“ [gespielt von Yuki Kazamatsuri & Sakichi Sato; „Charlie Brown“ trägt einen Kimono, der farblich dem T-Shirt des Peanuts-Characters Charlie Brown ähnelt], begrüßt die genauso unangenehmen wie mächtigen Gäste unterwürfig [QT-Skript: „The restaurant staff acts as if the Shogun himself has just showed up on their doorstep demanding a meal. No doubt if the meal is not satisfactory the staff will gladly slice off a finger“] und die ganze Gruppe geht dann eine Treppe hinauf zu einer „Private Dining Area“ [Skript] – im Zentrum des Restaurants unterhält gerade eine Frauen-Band, die „5.6.7.8’s“, die Restaurant-Gäste mit ihrer Musik [Die „Hintergrundgeschichte“ zum Auftritt der japanischen Rock-Band The 5.6.7.8’s, deren Song „Woo Hoo“ auch auf dem Soundtrack von Kill Bill – Volume 1 verewigt ist: QT war in der Vorproduktionsphase von Kill Bill beim Shoppen in Tokyo zufällig mit der Musik des Rock-Trios in Berührung gekommen – da er zum Flughafen musste und keine Zeit mehr hatte, in ein Plattengeschäft zu gehen, so wie ihm das von der Verkäuferin, die er nach dem Namen der Interpreten gefragt hatte, angeraten wurde, wollte er die CD, die gerade lief, quasi der Boutique abkaufen, was der Manager dann auch erlaubte; QT über The 5.6.7.8’s: „Drei coole Mädchen spielen Surf-Musik auf Japanisch“].
Auch „Die Braut“ befindet sich bereits im Restaurant „and observes all the activity by O-Ren’s private dining room“ [Skript]. Die Truppe um O-Ren Ishii feiert und hat eine Menge Spaß im Esszimmer, während die „Braut“ dann vor der „paper wall“ [Skript] zu dem besagten Zimmer auftaucht - O-Ren scheint den ungebetenen Gast förmlich zu spüren und schleudert einen Pfeil durch die Papierwand [dazugehörige Passage im Drehbuch: „SUDDENLY O-Ren hears something. Like a deer[Wild] in the forest, her head springs up on alert. […] O-Ren removes a SMALL DAGGER-DART from the folds[Falten] of her robe and THROWS IT in the direction of the sound“; dagger dart: Dolchpfeil], der die „Braut“ nur knapp verfehlt.
Gogo springt sofort auf, schiebt die Papiertür zur Seite und überblickt, mit einem gezogenen Tantō [jap. Bezeichnung für „kurzes Schwert“], das Restaurant – was sie nicht sieht, ist „The Bride“ [„All trace of the Bride has vanished“; Skript], die sich vor ihr versteckt, indem sie sich an den Holzelementen der Decke über dem Eingang zum Esszimmer mit der Kraft ihrer Hände & Füße festhält. Nachdem niemand zu entdecken ist, geht Gogo zurück in das Esszimmer.
Kurz darauf geht „The Bride“ dann auf die Damentoilette und versteckt sich in einer Kabine. Wenig später wird die Toilette auch von Sofie Fatale aufgesucht, die dort zufällig einen Anruf erhält. Der Umstand, dass Fatale, wie also beim „Wedding Chapel Massacre“, telefoniert, verändert den Gesichtsausdruck der „Braut“, die Fatale beobachtet, und das „VENGEANCE THEME“ erklingt.
Während im Esszimmer die Restaurant-Besitzerin und speziell der Kellner „Charlie Brown“ von O-Ren’s Bodyguards geärgert & veralbert werden, ertönt plötzlich die Stimme von „THE BRIDE“ - sie ruft, und das auf JAPANISCH: „O-Ren Ishii!! Wir beide haben noch eine Rechnung offen!!“
(ENDE von TEIL 1.4 - Neu überarbeitete Fassung; Ur-Fassung: 12.06.2020)