Ausschnitt aus "NO PULP IN THE FICTION" (Buch; 2020): SCHLUSSKAPITEL: "KILL BILL - Volume 2"          (Teil 2[von 2] & ENDE)

 

Es ist ein sehr inspirierter Frauenfilm

&

Mir ist wichtig zu sehen, dass sich ein Verlierer wieder aufrappelt. Das bewegt mich. Und diese Figur ist durch und durch so gestrickt. So ist das Leben. Der Film ist unrealistisch, aber im Grunde steht dieser Mut und diese Tapferkeit im Zentrum dieser Figur. Das finde ich das Spannendste an ihr

 

(Uma Thurman trifft, in der Doku „The Making of Kill Bill - Volume 2“, eine interessante „Genre-Zuordnung“ und bringt die Faszination einer Figur wie der „BRIDE“ auf den Punkt)

 

 

 

Das Wesentliche an Tarantino-Filmen ist nicht die Gewalt und die Action, es ist der Blick hinein in die Vorstellungswelt und ins Herz gewalttätiger Menschen

 

(viel treffender & viel besser kann man‘s wohl gar nicht ausdrücken: „Bill“-Darsteller & TV-Legende David Carradine spricht ein zentrales Element der fesselnden Wirkung von „QT-Movies“ an; Quelle: Doku „The Making of Kill Bill – Volume 2“)

 

 

 

Quentin hat ein feines Gespür. Er kreiert eine Welt. Die Kombination von Quentin und dem Meister [gemeint ist Kameramann Robert Richardson] bringt einen aufregenden neuen Stil hervor, den es nie gab

 

(Kill Bill – Produzent Lawrence Bender über das „Regisseur & Kameramann-Dream-Team“ Quentin Tarantino & Robert Richardson – die Zusammenarbeit zwischen QT & Richardson hält bis zum heutigen Tag an)

 

 

 

Manche sagen: `Viel Handlung hat er ja nicht`. Na ja, es ist eine RACHE-GESCHICHTE. Wozu braucht es da mehr an Handlung? Fünf Leute spielen einer Person übel mit, jetzt zahlen sie dafür. Sie hat eine Liste mit 5 Namen und arbeitet sie ab. Viel mehr Handlung ist da nicht. Ich könnte noch irgendeinen Mist zur Ablenkung einbauen, aber das hasse ich an Filmen. Lassen wir den Mist weg und trauen wir uns einfach, einen RACHE-FILM zu machen“ (QT in der Doku „The Making of Kill Bill – Volume 2“) – Nun, die beiden Kill Bill-Filme mögen gemeinsam ein großes & reichlich ausschweifendes Rache-Epos darstellen, aber: Im Grunde unterscheiden sich die zwei Werke voneinander sogar deutlich, und das ist eine augenscheinliche Tatsache, auf die auch Tarantino selbst in diversen Statements wiederholt hingewiesen hat.

So sprach er etwa im Zusammenhang mit Volume 1“ Volume 2“ nicht nur davon, dass die beiden Teile gleichsam unterschiedlichen Filmgenres nachempfunden seien (QT: „Volume 1 war wie japanische Samurai-Filme oder Kung Fu-Filme aus Hong Kong mit einem Hauch Spaghetti-Western. Hier [in Teil 2] dominiert das Element des Spaghetti-Westerns weitaus mehr. Volume 1 sollte eben ein Kung Fu-Film im Eastern-Stil sein, der zweite Teil ist eher ein Western, aber im opernhaften Stil des Spaghetti-Westerns. Trotzdem enthält er eine Sequenz, die ganz auf Shaw Brothers gemacht ist. In Volume 2 ist die ganze Sequenz mit Pai Mei wie ein Shaw-Film gedreht“), sondern auch von einer „Fragen & Antworten“-Struktur der Werke (QT: „Volume 1 stellt die Fragen, Volume 2 hat die Antworten“).

QT betonte, darüber hinausgehend, auch, dass in Teil 1 gleichsam „die Mythologie, in der die Geschichte verankert ist“ geschaffen wurde, während sich Teil 2 sozusagen intensiv um die Figuren kümmert (QT: „Im ersten Film geht es Schlag auf Schlag, es geht voran. Im Verlauf dieser temporeich inszenierten Rache-Geschichte lernt man die Mythologie kennen, die sich um die Figuren rankt, und die Welt, in der dieser Film spielt. Beim zweiten Film ist diese Welt schon präsent. Man kennt das Szenario und den Sinn der Geschichte. Jetzt muss man noch die Figuren kennenlernen“; Quelle: „The Making of Kill Bill – Volume 2“).

Auch für Uma Thurman enthält Teil 2 gleichsam „das meiste der Geschichte“ (Statement von Thurman: „Kill Bill 1 ist eine herrliche, opernartige, wahnwitzige und irre Kampfsequenz mit ein paar Szenen dazwischen. […] Aber in Volume 2 entfaltet sich die ganze Geschichte der BRAUT und wie es zu allem kam“), wobei Regisseur Tarantino auch keinen Zweifel daran lässt, dass Thurman der ausgeprägteren Charakterzeichnung, die ihr „Volume 2“ abverlangt hat, voll und ganz gerecht geworden ist (QT: „Wenn die Leute dachten, Uma hätte [in Kill Bill 1] Maßstäbe gesetzt und sich als `Braut´ selbst übertroffen, müssen sie sie erst mal hier sehen“).

THE SCORE“: Zu „The RZA“, der für den gelungenen Score von Kill Bill – Volume 1 verantwortlich gewesen war, gesellte sich bei Teil 2 auch Tarantino’s Freund Robert Rodriguez, denn dieser bot QT an, weil er unbedingt Teil des Kill Bill-Projekts sein wollte, die Filmmusik umsonst zu schreiben, was Tarantino natürlich nicht ablehnte (QT: „Filmmusik umsonst? OK!“; Quelle: „The Making of Kill Bill – Volume 2“), vor allem angesichts der Tatsache, dass das Multitalent Rodriguez bekannterweise eben auch ein begabter Musiker & Filmkomponist ist (QT’s Kommentar zum Rodriguez-Kill Bill 2-Score, der an gewissen Stellen tatsächlich ein „Western-Feeling“ erzeugt: „Robert’s Musik ist fantastisch“).

 

 

 

 

 

Bill ist die Rolle meines Lebens“

&

Ich habe in vielen Shakespeare-Stücken gespielt, der konnte auch schreiben. Aber Quentin ist für mich der Größte

 

(David Carradine sieht sowohl die Figur des „BILL“ als auch dessen Schöpfer Tarantino ganz oben in seinen „persönlichen Hierarchien“)

 

 

  

The […] sword Hattori Hanzo created, just for her, for this purpose, has come to the end of its journey

 

(eine Art „finaler QT-Kommentar“ aus dem Kill Bill-Skript zu dem Hanzo-Schwert der „Braut“, das nach Bill’s Tod gleichsam seinen „Zweck“ / seine „Bestimmung“ verloren hat)

 

 

Tarantino (Jahrgang 1963) ist mit der TV-Serie Kung Fu und deren Hauptdarsteller David Carradine aufgewachsen. Carradine hatte in den 70ern, und das eben dank der Serie und der Rolle des „Shaolin, den es in den Wilden Westen verschlagen hat“ „Kwai Chang Caine“, tatsächlich so etwas wie einen „Rockstar-Status“ (QT: „`Kung Fu` war eine der Serien, die es vielleicht alle drei Jahre gibt und die zu einem Phänomen der Popkultur werden. Für eine Weile sind die Stars der Serie fast wie Rockstars. David Carradine war wirklich wie ein Rockstar“).

Kill Bill verhalf, was angesichts des „Comeback-Spezialisten“ QT wiederum wenig überraschend ist, Carradine, der in den 80ern und 90ern eher in B-Action-Movies (diesbezügliches Highlight: McQuade, der Wolf mit Chuck Norris & Barbara Carrera aus 1983) und, lässt man mal die einst wirklich megaerfolgreiche Mini-Serie Fackeln im Sturm (1985; North and South; mit Patrick Swayze & James Read) beiseite, meist in zweit- bis drittklassigen TV-Produktionen zu sehen war, zu so etwas wie einem „Karriere-Boost“, der die ehemalige Kultfigur aus der Versenkung holte.

Dank der Rolle des „Bill“ (Carradine über die Figur: „Bill hat etwas Nobles an sich. Und gleichzeitig ist er einer der schlimmsten Menschen, die es gibt“) blieb Carradine für eine Generation, die Kung Fu nicht mehr wirklich kannte oder sogar nie davon gehört hatte, kein Unbekannter, was Tarantino selbst auch in der Making of-Doku zu Kill Bill – Volume 2 wie folgt zum Ausdruck brachte: „Das Coole ist: Für die Generation, die `Kung Fu´ nicht kennt oder […] `Long Riders`, wird er nicht David Carradine sein, sondern `Bill`. Wie er für mich immer `Kwai Chang Caine` bleiben wird, wird er für sie `Bill` sein“ (Anm.: „Long Riders“ – actionreicher Spät-Western von Walter Hill aus dem Jahr 1980, in dem gleich alle drei schauspielernden Carradine-Brüder, nämlich David, Keith & Robert, zu sehen sind).

So wie seinem weiblichen Co-Star Uma Thurman (Carradine über Thurman: „Ich hab noch nie jemanden so hart arbeiten sehen wie sie, sowohl im Training als auch im Film. Einen schwierigeren Film kann man sich nicht vorstellen. Sie meistert alles mit Bravour“), streute Carradine zu Lebzeiten stets, wenn man so will, natürlich auch seinem „Wiederentdecker“ Quentin Tarantino Rosen und gab sich von dessen Qualitäten als Autor & Regisseur, was natürlich auch der oben zitierte Vergleich mit William Shakespeare(!) deutlich zeigt (den in der Pulp Fiction-Zeit ja auch Christopher Walken einmal bemüht hat), mehr als begeistert (Carradine: „Ich schlug das Drehbuch auf, und was sah ich? Literatur, ausgearbeitet bis ins letzte Detail. So führt er auch Regie – er überlässt nichts dem Zufall, alles ist geplant“). 

Als besonderes Highlight hat Carradine, und das völlig zurecht, denn sie ist ohne Zweifel ein absolutes Highlight der Filmgeschichte, jene Szene empfunden, in der THE BRIDE/BEATRIX KIDDO & BILL in dem „Massacre at Two Pines“-Kapitel in der „Wedding Chapel“ aufeinandertreffen und der „Snake Charmer“ („Schlangenbeschwörer“ - Code-Name von Bill) seine einstige „Black Mamba“ daran erinnert, dass sie ihr früheres Leben nicht so einfach hinter sich lassen kann, wie sie denkt (Carradine über seine eigene sowie Tarantino’s Sichtweise der besagten Szene: „Er sagte: `Ich finde, das ist deine beste Szene im Film`. Ich meinte: Ich finde, das ist die beste Szene meiner Karriere“).

Um noch einmal, denn ich habe das Ganze schon mal zu Beginn des Zusammenfassungs-Teils erwähnt, auf eine der denkwürdigsten Hommagen an die Serie Kung Fu in Kill Bill – Volume 2 zu sprechen zu kommen, nämlich auf die Verwendung der „Kwai Chang Caine-Flöte“ im Rahmen der „Wedding Chapel Massacre“-Rückblende: Tarantino kam auf die Idee, „Bill“ quasi durch das Flötenspiel anzukündigen, als Carradine die besagte Flöte einmal zum Training nach L.A. mitbrachte und eines Morgens tatsächlich drauf spielte (Carradine: „Meine Flöte ist eine der Flöten aus der Serie `Kung Fu`. Quentin mag derartige Hommagen“).

 

 

 

  

 

Der Kampf mit Daryl Hannah ist der große Kampf in Volume 2. Er muss den Kampf im `House of Blue Leaves` noch übertreffen. Nicht an Aufwand, aber an Gefühl. Man will die zwei kämpfen sehen. Sie soll Elle Driver fertigmachen. Es ist dramatisch, befriedigend und brutal. Wie nenne ich es? `Der Krieg der blonden Gigantinnen`. `Zwei Amazonen, die sich die Seele aus dem Leib prügeln`

 

(QT in „The Making of Kill Bill – Volume 2“ über den Fight KIDDO vs. DRIVER)

 

 

 

Come and hold my hand / I wanna contact the living / Not sure I understand / This role I’ve been given

  

(Textzeilen aus einem meiner „favorite songs of all time“, nämlich Robbie Williams‘ „Feel“ – in dem zugehörigen Musikvideo (Regie: Vaughan Arnell), erschienen 2002, spielt Tarantinos spätere „Elle Driver“-Darstellerin Daryl Hannah so etwas wie die „weibliche Hauptrolle“)

 

 

Wer ist kälter als kalt? Elle Driver“ (Daryl Hannah über „Elle Driver“) – Die Erzfeindin der „Braut“, die „California Mountain Snake“[US-Bezeichnung für die sogenannte Korallen-Königsnatter], die einäugige Killerin mit eindeutiger „Tendenz zum Giftmord“, wird von Daryl Hannah verkörpert, die hier, als Schurkin, in gewisser Weise „schauspielerisches Neuland“ betreten hat (Hannah: „Ich habe eigentlich noch nie eine richtige Schurkin gespielt. Ich war ganz schön aufgeregt, als mir klar wurde, wie mies sie ist. Aber ich spiele gerne eine so harte und durchtrainierte Figur“).

Hannah, Ex-Geliebte von John F. Kennedy, Jr., Ex-Lebensgefährtin von Musiker Jackson Browne und mittlerweile Ehefrau von Rock-Legende Neil Young, wurde in den 80ern durch Rollen in Film-Hits wie Blade Runner (1982; Regie: Ridley Scott; mit Harrison Ford & Rutger Hauer), Splash – Eine Jungfrau am Haken (1984; Splash; Regie: Ron Howard; mit Tom Hanks), Staatsanwälte küsst man nicht (1986; Legal Eagles; Regie: Ivan Reitman; mit Robert Redford & Debra Winger) oder Wall Street (1987; Regie: Oliver Stone; mit Michael Douglas & Charlie Sheen) weltberühmt, konnte aber in den 90ern nicht mehr an derartige Erfolge anknüpfen. Insofern markierten die beiden Kill Bill-Filme, wie für Carradine, auch für Hannah eine Art Comeback, denn: „Aufsehen als Teil eines künstlerischen Produkts“ hatte Hannah vor Kill Bill 1 & 2, genau genommen, eigentlich nur mehr 2002 erregt, als sie in dem Musikvideo zu dem Robbie Williams-Hit „Feel“ zu sehen war.

Der in der Tat brutale Fight der beiden Erzrivalinnen „The Bride/Beatrix Kiddo“ & „Elle Driver“ (Thurman über das Verhältnis Kiddo/Driver: „Wenn die beiden aneinander geraten, geht es ziemlich unter die Gürtellinie“ – Hannah über „Die Braut“: „Sie hat ein Problem mit der `Braut´, weil die `Braut` Bill’s Freundin war. Jetzt ist sie das“) mag, wie QT meint, der „große Kampf“ in Kill Bill – Volume 2 sein, aber der „reduzierte Showdown“ zwischen der BRAUT & BILL übertrifft, aus meiner Sicht, den genial-brachialen „Showdown in Budd’s Camper“ noch, vor allem, was „Gefühl“ & „Intensität“ betrifft.

 

 

 

 

 

BUDD

I never saw anybody buffalo Bill the way she buffaloed Bill

 

(aus: Kill Bill – Volume 2; „Budd“ Michael Madsen zu „Elle Driver“ Daryl Hannah in „Budd’s Camper“– über die Tatsache, dass wohl niemand seinen Bruder Bill in der Weise „reingelegt“ hat wie die „Braut“; die deutsche Fassung des brillant erdachten Wortspiels mit Bill & dem Westernhelden Buffalo Bill lautet: „Nie hat eine Buffalo Bill so gebüffelt wie sie.“)

 

 

 

Ich bin wirklich stolz darauf, wie Michael Madsen die Figur spielt. Wir haben seit `Reservoir Dogs` nichts mehr zusammen gemacht

 

(QT über „Budd“-Darsteller Michael Madsen; Quelle: Doku: „The Making of Kill Bill – Volume 2“)

 

 

 

Mit gefällt es, dass er in beiden Filmen mitspielt, wenn dieselben Schauspieler unterschiedliche Rollen spielen. Solange es richtig gute Charakterrollen sind

 

(QT-Statement bezogen auf Michael Parks, der in Kill Bill, wie auch Gordon Liu, sozusagen in einer „Doppel-Rolle“ zu sehen ist; Quelle: „The Making of Kill Bill – Volume 2“)

 

 

Rund zehn Jahre nach Reservoir Dogs – Wilde Hunde war es wirklich mehr als an der Zeit, dass Tarantino und sein ehemaliger „Mr. Blonde“-Darsteller Michael Madsen, der in Kill Bill – Volume 2 in der Rolle von Bill’s Bruder „Budd“ (Code-Name: „Sidewinder“ – „Klapperschlange“) quasi auch noch „Blondinenwitze“ reißt (BUDD in seinem Wohnwagen zu ELLE über die BRIDE: „Bill hat geglaubt, sie wäre verdammt clever. Ich war nur der Meinung, sie war ziemlich clever für `ne Blondine“), wieder zusammenarbeiteten (QT: „Meine Fans haben erwartet, dass ich mit Mike wieder was mache. Michael gilt als Idealbesetzung für meine Filme“).

Sowohl Tarantino als auch Uma Thurman gaben sich von Madsen’s Leistung als mittlerweile „abgewirtschafteter & versoffener“ Bruder von Bill begeistert (Thurman über Madsen: „Madsen spielt das sagenhaft. Und liefert sich eine irre Schlacht mit meiner Erzfeindin, der `California Mountain Snake` Daryl Hannah“) – und im Grunde ist „Budd“ sogar die bei weitem realistischste & vielschichtigste Figur in QT’s Kill Bill-Universum (QT: „[…] es war schön, Michael hier von einer neuen Seite zu sehen. Michael spielt immer den absolut Coolen in Filmen. Es war toll, das beiseite zu lassen und ihm eine Rolle zu geben, die eigentlich sehr komplex ist. […] In mancher Hinsicht ist er einer der mitfühlendsten Menschen im Film“).

 

Zu der Besetzung von Michael Parks (Anmerkung: Ein Parks-Highlight aus den frühen 90ern ist sicherlich die Rolle des rücksichtslosen Gangsters „Jean Renault“ in David Lynch’s legendärer TV-Serie Twin Peaks), der in Kill Bill – Volume 1 bekanntlich noch den Texas Ranger „Earl McGraw“ verkörpert hatte, als Bill’s väterlichen Freund „Esteban Vihaio“ kam es dadurch, dass Parks bei der Lesung einer Drehbuch-Version, in der „ESTEBAN VIHAIO“ dann eben schon als „Figur, die mit der BRAUT spricht“ zugegen war, für einen Schauspieler einsprang, der im letzten Moment vorgab, verhindert zu sein (QT soll, laut Eigenaussage, damals angeblich nach der Lesung sofort Folgendes zu seinen Mitarbeitern gesagt haben: „Sagt dem anderen ab! Michael spielt das“).

Überhaupt war und ist Tarantino ein großer Fan des 2017 verstorbenen Parks und nannte diesen sogar einmal „eine[n] der besten Schauspieler aller Zeiten“ und „genauso gut und talentiert wie Dustin Hoffman, Harvey Keitel, Robert De Niro oder wer einem sonst noch einfällt“ (Quelle: Doku: „The Making of Kill Bill – Volume 2“).

Hong Kong-Star Gordon Liu (QT: „`Die 36 Kammern der Shaolin` zählt zu den vier, fünf besten Old School-Kung Fu-Filmen“), mit dem es die „Bride“ in „Volume 1“ noch als „Crazy 88 Johnny Mo“ zu tun bekam, erhielt zusätzlich die Rolle des „PAI MEI“, weil er Tarantino mitteilte, dass ihn eben nicht nur die Figur des „Johnny Mo“ ansprechen würde, sondern vor allem auch jene des ultra-strengen Kung Fu-Meisters „Pai Mei“ – QT gab Liu die Rolle schließlich, weil er den Gedanken an die „symbolische Symmetrie“ (QT) schätzte, die sich daraus ergeben würde, nämlich jene, dass Liu in jungen Jahren in diversen Hong Kong-Filmen gegen die Figur des Pai Mei gekämpft hatte und nun den „bösen Schurken“, den er einst bekämpft hatte, selbst spielen würde.

 

 

Der Film hat auch viel Action, aber es gibt nicht so viele Leichen“ (Daryl Hannah über das, was Kill Bill – Volume 2 von „Volume 1“ unterscheidet) – Auch der zweite Kill Bill-Teil (US-Premiere: 8. April 2004) war ein internationaler Erfolg und spielte weltweit rund 154 Millionen US-Dollar ein, also um etwa 25 Millionen weniger als Teil 1.

Die internationale Filmkritik gab sich, wie übrigens auch schon bei Teil 1, etwas zwiegespalten bezüglich des Weges, den Tarantino nach 6 Jahren Pause mit seinem spektakulären & brutalen 2-teiligen Leinwandepos eingeschlagen hatte – eine Tatsache, die der Meister selbst in „The Making of Kill Bill – Volume 2“ wiederum wie folgt auf den Punkt gebracht hat: „Manche Kritiker sagen: `Das ist echt cool. Er ist optisch viel ausgereifter und macht noch größeres Kino. Er hat zu seinem Stil gefunden und macht tolle Action. Jetzt gehört er zu den Großen`. Das ist die eine Seite. Die andere sagt: `Moment mal! In welche Richtung geht er da? Mir gefallen Quentin’s Dialoge und Figuren. Wo sind die?`“.

Als treffendstes Statement zu dem „QT-Revenge-Movie“ (das, und davon bin ich persönlich fest überzeugt, bei allem „Irr- & Wahnwitz“ auch eine ganze Menge an Wahrheiten in Bezug auf Männer & Frauen im Allgemeinen enthält) kann aber letztendlich jenes von Michael Madsen gelten, der zu Tarantino’s Klassiker 2004 einmal meinte: „[Quentin] war der Einzige, der das machen konnte. `Kill Bill` hätte kein anderer Regisseur machen können. Die haben viel zu viel Angst. Er ist der Einzige, der damit durchkommt. Im Ernst“.

 

 

 

 

EPILOG

 

 

MR. BLUE

Mir haben ihre ersten Titel gefallen, `Borderline` zum Beispiel. Aber seit sie mit `Papa Don’t Preach` rauskam, steh ich nicht mehr drauf.

 

(aus: Reservoir Dogs – Wilde Hunde; „Mr. Blue“ Eddie Bunker während der „pre-heist debate“ um Madonna’s Song „Like a Virgin“; QT-Skript-Version: „I like her early stuff. You know, `Lucky Star`, `Borderline` - but once she got into her `Papa Don’t Preach` phase, I don’t know, I tuned out.“)

 

 

Nun, ein klein wenig wie „Mr. Blue“ mit dem Werk von Madonna ist es mir nach den beiden Kill Bill-Filmen, die ich ja, wie man mittlerweile so schön sagt, irgendwie noch „gefeiert“ habe, in den Folgejahren mit dem Werk von Tarantino ergangen: Ich war für einige Zeit fast so etwas wie „raus“, denn: Weder Death Proof – Todsicher noch Inglourious Basterds, Django Unchained oder gar The Hateful Eight, den ich erst, wie ich zu meiner Schande gestehen muss, Jahre nach dem Kino-Release auf DVD gesehen habe, erzeugten bei mir jenen enthusiasm“ wie einst Reservoir Dogs, Pulp Fiction oder Jackie Brown.

Erst Tarantino‘s „Charles Manson-Film, der weitgehend ohne Charles Manson auskommt“, nämlich Once Upon a Time in Hollywood, rief mir 2019, vor allem auch angesichts dessen, was der Regisseur darin aus „Stuntman Cliff Booth“ Brad Pitt herausgeholt hat, wieder in Erinnerung, dass die Wahrheit in Bezug auf Tarantino so „relativ simpel“ ist wie eine auf QT bezogene Aussage des Once Upon a Time in Hollywood-Hauptdarstellers Leonardo DiCaprio, die dieser bei der sogenannten „Red Carpet Show“ im Rahmen der Oscar-Verleihung 2020 getätigt hat: „Er ist ein Genie“.

Und mittlerweile habe ich persönlich nicht nur „einige vielleicht vorschnelle Urteile“ über einige Werke eines der letzten wirklichen „Regie-Gurus“ unserer Zeit revidiert, sondern wäre ich auch schwer dafür, dass Tarantino von seinem „right to remain violent“ (Copyright: EMINEM – Textzeile aus der „Marshall Mathers LP“ von 2000) Gebrauch macht und uns mehr als nur die offenbar von ihm geplanten „10 Filme“ beschert.

 

 

 

(Neu überarbeitete Fassung; Ur-Fassung: 11.08.2020)

 

 

 

 

DAS ENDE

von

 

"NO PULP IN THE FICTION"

 

(Februar – August 2020)