„[…] when the light hits me from a certain direction, I’m handsome“
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„Ich weiß, viele Leute halten mich für narzisstisch oder egoistisch. Aber das stimmt nicht. Ich...ich...also, um ehrlich zu sein, wenn ich mir eine Figur aus der griechischen Mythologie aussuchen könnte, dann wär es auf keinen Fall Narziss“
„Wer wäre es dann?“
„Zeus“
(Zitat 1: aus der Woody Allen-written & Charles K. Feldman-produced Comedy What’s New Pussycat?, in der es eben bereits 1965 zu einer Zusammenarbeit zwischen den „Casino Royale – 67“-Protagonisten Peter Sellers, Woody Allen & Ursula Andress sowie dem Produzenten Charles K. Feldman gekommen ist; der Satz, in Was gibt’s Neues, Pussy? im Übrigen von Peter O’Toole gesprochen, ist wohl irgendwie einer der „zentralen Sätze der Filmgeschichte“; // Zitat 2: wiederum aus Allen’s Stardust Memories und passend zu dem „Duell der Egos“ zwischen Peter Sellers & Orson Welles am „Casino Royale - 67“-Set; der zitierte Dialog gibt eine Antwort-Frage-Antwort-Abfolge aus einer „Befragung durch Publikum & Presse“ wieder, der sich der Filmregisseur „Sandy Bates“ im Rahmen der Retrospektive zu seinen Ehren stellen muss)
„I’ll play Clouseau with great dignity, because he thinks of himself as one of the world’s best detectives. The original script makes him out a complete idiot“
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„Im Namen des Gesetzes, Sie sind verhaftet! […] Wegen eines unsittlichen Angebots an einen französischen Polizeibeamten. […] Und wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses. Trägt den hier niemand Kleider?“
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„Einer von der Sorte läuft auf jeder Party herum“
(Zitat 1: Peter Sellers, im Vorfeld des originalen Pink Panther-Films von 1963, darüber, dass er dem „Idioten“ Clouseau so etwas wie „Würde“ verleihen wird – und diese Würde, mit der Sellers „Inspektor Clouseau von der Pariser Sûreté“ in der Folge gespielt hat, ist es dann tatsächlich auch, die die Komik darin unsterblich und letztendlich alle Pink Panther-Filme, selbst die „schwächeren“ aus den 70er-Jahren, sehenswert macht; // Zitat 2: aus Blake Edwards‘ großartiger Inspektor Clouseau-Komödie Ein Schuss im Dunkeln/OT: A Shot in the Dark; den Satz sagt Peter Sellers zu einem nackten Angestellten des Nudisten-Camps „Camp Sunshine“, in dem er in dem Kriminalfall rund um „Maria Gambrelli“ Elke Sommer ermitteln muss – der Angestellte hatte „Jacques Clouseau“, der sich nicht bewusst war, dass er in einem Nudisten-Camp gelandet ist, zuvor darauf aufmerksam gemacht, dass er auf gar keinen Fall bekleidet in das Camp darf; in der Folge taucht Clouseau dann im „Camp Sunshine“ nur „bekleidet“ mit Akustikgitarre und Luftmatratze auf // Zitat 3: Keiner konnte so gut Party-Szenen inszenieren wie Blake Edwards - aus Blake Edwards‘ 1968er-Komödienklassiker Der Partyschreck/OT: The Party und Aussage des Hollywood-Produzenten „Fred Clutterbuck“, verkörpert von J. Edward McKinley, der das zweifelhafte Vergnügen hat, dass sich -hervorgerufen durch ein Versehen- der von Sellers gespielte Kleindarsteller „Hrundi V. Bakshi“ auf der Party in seiner Villa befindet)
Zunächst muss man festhalten: Peter Sellers (1925 bis 1980 – „died from a heart attack aged 54“), der sozusagen „das wichtigste James Bond 007-Double“ in „Casino Royale – 67“, nämlich „Evelyn Tremble“, spielt, hatten auch einen „major part“ bei dem „Behind-the-Scenes“-Drama, welches die Dreharbeiten zu der Bond-Parodie erheblich erschwerte und verzögerte.
Diese Angewohnheit von Sellers, der -vielleicht- das größte „British comic genius since Charlie Chaplin“ war, nämlich Produktionen durch „`schlechtes` & `zwanghaftes` Benehmen“ zu „troubled productions“ zu machen, war nicht unbedingt eine ganz neue, denn „Sellers-Clashs“ mit Co-Stars oder Regisseuren gehörten, vor allem dann in den 70ern, wo die „physische & mentale Gesundheit“ des Komikers im Zusammenhang mit seinen Alkohol- & Drogen-Problemen „at their worst“ war, zur Tagesordnung.
Sellers, den ich persönlich für eine „very fascinating personality“ halte und der nun wahrlich, und das hat er ja mit anderen großen Komikern wie zum Beispiel Jerry Lewis oder Louis de Funés gemeinsam, irgendwie sowas wie „ein echt krasser Typ“ war, galt am Set als „unberechenbar“ und „schwierig“, wobei auch Sellers, gleichsam als „Rechtfertigung“, selbst immer wieder betont hat, dass er eben unter „depressions & insecurities“ leide und dass er, was wahrscheinlich wohl nicht ganz Komiker- & Schauspieler-untypisch ist, keinerlei Identität „outside the roles that he played“ habe.
Nichtsdestotrotz: Sellers, der viermal verheiratet war und drei Kinder hatte (Anmerkung: Britt Ekland, Ehefrau Nummer 2, mit der Sellers von 1964-1968 verheiratet war, wurde dann bekanntlich 1974 sogar zum Bond-Girl, denn sie verkörperte die tollpatschige Agentin „Mary Goodnight“ in dem Roger Moore-Bond Der Mann mit dem goldenen Colt – und porträtierte damit prompt eines der „worst Bond-Girls of all time“; zwischen Sellers & Ekland kam es, nebenbei erwähnt, 1967 bei den gemeinsamen Dreharbeiten zu der Komödie Bobo ist der Größte zu einem heftigen Streit, dem man folgenden berühmten Sellers-Satz zu verdanken hat, den dieser zu dem The Bobo-Regisseur & „Casino Royale – 67“-Teil-Regisseur Robert Parrish gesagt haben soll: „I’m not coming back after lunch if that b**** is on the set“), besaß eine erstaunliche „artistic range“ und konnte problemlos „different accents“ nachahmen sowie in diverse Verkleidungen schlüpfen.
Am besten kann man sich davon, außer in der genialen Blake Edwards-Komödie Der Partyschreck, in der Sellers den „lustigsten Inder der Filmgeschichte“, nämlich „Hrundi V. Bakshi“, spielt, in den beiden Kubrick-Werken Lolita (1962; nach dem Roman von Vladimir Nabokov) und Dr. Seltsam überzeugen, wo Sellers, so wie das Stanley Kubrick einmal festgehalten hat, in seinem Spiel fast schon „a state of comic ecstasy“ erreicht.
Die Zusammenarbeit mit Kubrick bleibt auch sicherlich, wenn man so will, eine der lohnendsten in Sellers‘ Karriere - aber fast wirkt Sellers‘ Beschreibung des Lolita-Protagonisten „Clare Quilty“, also jenes Schriftstellers, der „Humbert Humbert“ James Mason quasi „Lolita“ Sue Lyon „entwendet“ und sich dafür am Ende von Humbert ein paar tödliche Kugeln aus dessen Revolver einfängt, auch wie „eine Form von schonungsloser Selbstbeschreibung“, denn Sellers nannte Quilty „a fantastic nightmare, […], part drug addict, part sadist“.
Zurück zu Casino Royale: Laut einem der „offiziellen Drehbuchautoren“ des Films, Wolf Mankowitz, schien das Hauptproblem von Peter Sellers (Anmerkung: Sellers hatte während des Drehs immer wieder „Re-Writings“ verlangt sowie „improvisierte Szenen“ beigesteuert) bei den Dreharbeiten jenes gewesen zu sein, dass er sich von Orson Welles eingeschüchtert gefühlt hat. Welles wiederum hielt Sellers sogar für einen „Amateur“, mit dem er nicht arbeiten wollte. Das führte dazu, dass sich Sellers weigerte, in den gemeinsamen Szenen mit Welles aufzutreten – was man den paar Casino-Sequenzen, die noch dazu „the only parts of the film close to the Ian Fleming-book“ sind, irgendwie auch ansieht, denn nie hat man dabei das Gefühl, dass „Evelyn Tremble/007“ & „Le Chiffre“ wirklich gemeinsam an einem Tisch sitzen und gegeneinander beim Kartenspiel antreten.
Das Fass zum Überlaufen für Sellers, der angeblich schon rein grundsätzlich Probleme damit hatte, dass „Casino Royale – 67“ zur Comedy verkam, da er James Bond gleichsam „straight“ spielen wollte, brachte dann der Umstand, dass Princess Margaret, die Schwester der englischen Königin Elisabeth II., bei einem Besuch am Set vor allem Orson Welles treffen wollte, denn Sellers kannte nicht nur Prinzessin Margaret persönlich, sondern war mit deren Ehemann, Antony Armstrong-Jones, dem 1. Earl of Snowdon, eng befreundet.
Nachdem Sellers auch noch einem der Regisseure, nämlich Joseph McGrath (Anmerkung: Zu den „Director-Credits“ von „Casino Royale – 67“: Die Szenen mit Sellers, Andress & Welles inszenierte Joseph McGrath, einige Casino-Szenen mit Sellers & Welles allerdings Robert Parrish; Regie-Legende & M-Darsteller John Huston hingegen drehte die Szenen „at Sir James Bond’s House“ sowie jene im schottischen Schloss, während Ken Hughes für die Berlin-Sequenzen verantwortlich zeigte und Val Guest die Szenen mit Woody Allen und einige Zusatz-Szenen mit David Niven drehte), ins Gesicht geschlagen hatte, verließ der Schauspieler endgültig das Set.
Nach Sellers‘ „departure“ erhielt der Regisseur Val Guest (um dem Problem entgegenzusteuern, dass Sellers nun nicht mehr für ein „Finale des Films“ oder für diverse „interlinking scenes“ zur Verfügung stand) den Auftrag, „a narrative thread“, einen „narrativen Faden“, zu kreieren, mit dessen Hilfe alle Abschnitte & Segmente des Films verbunden werden würden.
Guest entschied sich schließlich dafür, einen „original JB 007“ sowie die Figur der „Vesper Lynd“ als „linking characters“, als „verbindende Figuren“, zu verwenden, welche eben von Sellers‘ Der rosarote Panther-Co-Star David Niven, gleichsam dem „perfekten britischen Gentleman“, und der „Bond-Girl-Ikone“ schlechthin, Ursula Andress, gespielt wurden.
Sein Engagement bei der Bond-Parodie hatte sich für Peter Sellers aber so oder so, zumindest, was den finanziellen Aspekt anbelangt, mehr als ausgezahlt, denn Sellers hatte seinerzeit einen Vertrag ausgehandelt, der ihm tatsächlich 3 Prozent der gesamten Kasseneinnahmen des Films zusicherte, was nun auch bedeutet, dass Sellers‘ Erben bis zum heutigen Tag einen Teil der mittlerweile erheblichen „profits“ von „Casino Royale – 67“ erhalten.
(ENDE von TEIL 2.2; Fassung vom 04.12.2020)