"Cast Away" (2000; Regie: Robert Zemeckis) oder: Warum Tom Hanks der gekrönte König von Hollywood ist... (TEIL 2 von 3 - Fortsetzung EINLEITUNG)

 

Erinnern Sie sich noch?

 

 

 I walked the avenue, `til my legs felt like stone,

 

I heard the voices of friends, vanished and gone,

 

At night I could hear the blood in my veins,

 

It was just as black and whispering as the rain,

 

On the streets of Philadelphia.

 

(Aus dem Song Streets of Philadelphia von Bruce Springsteen)

 

 

Eine Zeit lang, so Mitte der 80er bis Mitte der 90er, gab es Filmbranchen-intern die Ansicht, dass die mittlerweile legendäre ehemalige Chefin von Paramount-Pictures Sherry Lansing, die im Übrigen einen kleinen Auftritt als Schauspielerin an der Seite von John Wayne in dem Howard Hawks-Western Rio Lobo (1970) hat und privat mit dem The Exorcist (1973; Der Exorzist)-Regisseur William Friedkin verheiratet ist, Michael Douglas immer mit den besten Drehbüchern versorge: „Sherry Lansing always sends best scripts to him.

Irgendwann ab Mitte der 90er bis Mitte der 2000er dann schien es aber definitiv so zu sein, dass Tom Hanks von irgendjemanden mit den besten Drehbüchern in Hollywood versorgt wurde.

 

Dabei hatten die 90er mit einer filmischen Enttäuschung für Hanks begonnen, nämlich mit der gefloppten Literatur-Verfilmung The Bonfire of the Vanities (1990; Fegefeuer der Eitelkeiten; Regie: Brian De Palma), die auf dem gleichnamigen 1987 erschienenen Jahrhundert-Roman von Tom Wolfe (1930-2018) basierte. Wer Tom Wolfes großartiges New York-Buch auch nur in Ausschnitten kennt, weiß, dass das Vorhaben, diesem vielschichtigen Werk, das gleichzeitig auch ein aufregendes Sittenbild des 80er-Jahre-Amerikas ist, filmisch halbwegs gerecht zu werden, nur ein heikles sein konnte. Fast hätte das Endergebnis dem Regisseur De Palma die Karriere gekostet, künstlerisch erholt hat sich die Regie-Legende von seinem The Bonfire of the Vanities-Debakel meines Erachtens ohnehin nie mehr, kommerziell allerdings natürlich mit dem Tom Cruise-Vehikel Mission: Impossible (1996). Dabei ist De Palmas Literaturverfilmung gar nicht mal so schlecht, abgesehen davon, dass sie dem Buch natürlich nicht gerecht wird und auch nicht gerecht werden kann, aber ich persönlich sehe sie mir alle paar Jahre immer wieder gerne an und finde, dass alle beteiligten Schauspieler, allen voran Tom Hanks als Hauptfigur und Wall Street-Börsenmakler „Sherman McCoy“ sowie aber auch Bruce Willis und Melanie Griffith, ihre Sache eigentlich sehr passabel machen. Toll ist auch jene Szene, in der sich Sherman McCoy und die ganzen, wie sie im Film genannt werden, (Wall Street-)Masters of the Universe um ihren obersten Chef versammeln, der allerdings nur als Stimme über ein in der Mitte des Raumes platziertes Mikrofon anwesend ist – das ultimative Hochamt :-).

 

Beinahe wirkt Jonathan Demmes legendäres Aids-Drama Philadelphia (1993), zu dem Bruce Springsteen mit dem von mir oben in Ausschnitten zitierten Streets of Philadelphia einen der schönsten Songs seiner gesamten Karriere beigesteuert hat, für den er im Übrigen auch den Oscar und den Golden Globe erhalten hat, so wie Hanks für seine Darstellung des homosexuellen und Aids-kranken Anwalts Andrew Beckett eben auch, heutzutage etwas bieder, fast vorsichtig, ja konservativ, vor allem etwa im Vergleich zu einem Werk wie dem zwanzig Jahre später entstandenen Dallas Buyers Club (2013; Regie: Jean-Marc Vallee), für den Matthew McConaughey den Hauptrollen- und Jared Leto den Nebenrollen-Oscar erhalten haben.  Bei der letzten Ansicht dieses unterm Strich extrem erfolgreichen Films, der Philadelphia seinerzeit schließlich werden sollte, war ich sogar der Meinung, dass Bruce Springsteens Song womöglich das Beste daran sei :-). Aber man darf nicht ungerecht sein: Demmes Werk war der erste Hollywood-Mainstream-Film, die erste Großproduktion, die sich mit den Themen Aids, Homosexualität und Homophobie auseinandersetzte und ein diesbezüglich klares Statement abgab. Insofern ist der Film ein Meilenstein und der erste von einer sehr breiten Öffentlichkeit wahrgenommene Beitrag zu einem extrem wichtigen Diskurs, den eigentlich der frühe Aids-Tod des legendären Queen-Frontmanns Freddie Mercury (1946-1991) eingeleitet hat. Philadelphia war insofern, wie der US-Kritiker Roger Ebert in der Chicago Sun-Times bemerkte, so etwas wie ein „ground-breaker“, bei dem Vergleiche mit Guess Who’s Coming to Dinner? (1967; Rat mal, wer zum Essen kommt?; Regie: Stanley Kramer) naheliegen, dem ersten Film, der sich mit dem Thema Mischehe auseinandergesetzt hat und in dem Katharine Hepburn und Spencer Tracy von ihrer Tochter Joanna (Katharine Houghton) den damals noch jungen Sidney Poitier als zukünftigen Schwiegersohn vorgesetzt bekommen. Apropos Spencer Tracy: Dieser hält jenen Rekord, den Tom Hanks mit seinen zwei Hintereinander-Hauptrollen-Oscars, für Philadelphia und für Forrest Gump (1994; Regie: Robert Zemeckis), egalisiert hat, denn Tracy war, mit Victor Flemings Captains Courageous (1937; Manuel; literarische Vorlage: Rudyard Kipling) und Norman Taurogs Boys Town (1938; Teufelskerle), als Erstem das Kunststück gelungen, zwei Jahre hintereinander die wichtigste Auszeichnung für Schauspieler überhaupt zu gewinnen.   

Auch wenn Jonathan Demmes erste Regie-Arbeit nach seinem Multi-Oscar Gewinner The Silence of the Lambs (1991; Das Schweigen der Lämmer) vielleicht ein wenig gealtert ist, so bleiben doch einige unvergessliche Szenen über. Richtig klasse und ganz hohe Schauspielkunst ist zum Beispiel der verzweifelte, traurige Blick, den „Andrew Beckett“ Tom Hanks aufsetzt, nachdem er sich im Büro des Anwalts Joe Miller (gespielt von Denzel Washington) zunächst eine Abfuhr geholt hat, nämlich mit seinem Ansinnen, die Kanzlei zu verklagen, die ihn eindeutig nur wegen seiner Aids-Erkrankung gefeuert hat. Diese vergleichsweise relativ kurze Szene stellt für mich einen der schauspielerischen Höhepunkte der gesamten 90er dar und sie hat den Filmstar Tom Hanks, der er ja auch vor Philadelphia schon war, zu einer raren Gattung gemacht, nämlich zu einem Filmstar und anerkannten Charakterschauspieler, etwas, was in dieser speziellen Form außer Hanks nur noch Jack Nicholson verkörpert. Denkwürdig bleibt aber auch jene Szene im letzten Drittel des Films, in der Hanks einen Monolog, man könnte auch sagen: eine Art „Todes-Meditation“ spricht, nämlich zu den Klängen von La mamma morta, einer Arie aus der Oper Andrea Chenier (1896) von Umberto Giordano. Der entscheidende Punkt für mich persönlich bei der Sache ist aber, dass die Arie von der phantastischen Maria Callas gesungen wird, von der ich seit Pier Paolo Pasolinis Medea (1969), wo sie in ihrer einzigen Filmrolle zu sehen ist, eine Art kleiner Fan bin, ohne jedoch wirklich ihre Musik zu hören, denn mit klassischer Musik, ich gebe es offen zu, können Sie mich in der Regel am allersichersten verjagen :-).

 

 

 

 DOTTIE HINSON (Geena Davis)

 Es ist alles so hart geworden.

 

 

 JIMMY DUGAN (Tom Hanks)

 

 Ja, so muss es auch sein!

 Wenn es nicht so wäre, könnte es ja jeder.

 Die Härte ist es, die es großartig macht.

 

 

Mein persönliches 90er-Jahre-Highlight unter den Filmen mit Tom Hanks ist definitiv Penny Marshalls Frauen-Baseball-Film und „sports comedy drama“ A League of Their Own (Eine Klasse für sich) aus 1992, aus dem die oben zitierten großartigen Worte stammen, die von „Jimmy Dugan“ Tom Hanks gesprochen werden, der den desillusionierten und alkoholkranken sowie zunächst nur widerwillig agierenden Trainer der Frauen-Baseballmannschaft „Rockford Peaches“ spielt, die Teil der All-American Girls Professional Baseball League (AAGPBL) sind, die tatsächlich von 1943 bis 1954 existiert hat. Der Film ist in der Tat ein berührendes Meisterstück, in dem alle Beteiligten Großartiges leisten, egal ob Hanks, Geena Davis, Rosie O’Donnell, David Strathairn, Jon Lovitz oder Bill Pullman. Sogar Madonna, die den wunderschönen Song This Used to Be My Playground, der im Abspann zu hören ist, beigesteuert hat, ist als Schauspielerin in dem Film erträglich, und schon deshalb hätte Penny Marshalls Werk einen Sonderpreis verdient :-). Aber zurück zu den Worten von Jimmy Dugan, diesem durch eine Knieverletzung gehbehinderten Trainer mit der Wie konnte ich nur so schnell so nutzlos werden-Einstellung, der aber am Ende Gefallen daran findet, die „Rockford Peaches“ zu trainieren: Sie geben quasi die Quintessenz dessen wieder, was der Lohn für außergewöhnliche Leistungen, sei es im Sport oder sonst wo, ist, nämlich die Tatsache, dass man sich dadurch von der Masse abhebt, unterscheidet. Also: Jeder, der irgendwo in einem „harten Business“ wie Sport, Kunst, Politik etc. erfolgreich ist, oder es zu sein glaubt, kann sich jetzt auf die Schulter klopfen und so etwas denken wie: Wenn es nicht hart wäre, könnte es ja jeder. Die Härte ist es, die es großartig macht. :-)

 

Kein Wunder, dass der alte James Ryan (Harrison Young) zu Beginn des Steven Spielberg-Weltkrieg II-Films Saving Private Ryan (1998; Der Soldat James Ryan) auf dem Soldatenfriedhof niederbricht und ohnehin irgendwie aussieht, als ob er ein Leben lang Probleme gehabt hätte, denn die Worte, die der sterbende „Captain John H. Miller“ Tom Hanks zu Matt Damon sagt, der den jungen Private Ryan spielt, müssen schwer gewogen haben:

 

 James. Erweisen Sie sich würdig.

 Beweisen Sie, dass Sie es wert waren.

 

 

Angesichts dieses „Rucksacks“, den dieser James Ryan mit zurück ins normale Nach-Weltkriegs-Leben genommen hat, der gefüllt ist mit dem Wissen, dass da eine Handvoll US-Soldaten, angeführt von Captain Miller, ihr Leben in der finalen Schlacht des Films verloren haben, und das mehr oder weniger auch wegen seiner Weigerung mit ihnen sofort mitzukommen und in der Folge frühzeitig nach Hause in die Staaten zurückzukehren, könnte man sagen, dass „Private James Ryan“ wahrlich eines der ärmsten Schweine der Filmgeschichte ist. Ich habe die Botschaft, die Spielberg da am Ende irgendwie reingepackt hat, immer als leicht kriminell empfunden :-), auch wenn ich mir natürlich bewusst bin, dass es auch Überlebende eines Alptraums nachher schwer haben können. Abgesehen davon, und abgesehen von der teilweise grauenhaft dahindudelnden Filmmusik von Filmmusik-Legende John Williams (z. B.: 1975: Jaws/Der weiße Hai; Star Wars-Reihe; Indiana Jones-Reihe), ist der fünffach Oscar-prämierte Saving Private Ryan ein sehenswerter Film, wenn auch nicht ganz auf der Stufe von Terrence Malicks wahrlich radikalem Regie-Comeback und Weltkrieg II-Film The Thin Red Line (Der schmale Grat), der ebenfalls 1998 in die Kinos gekommen ist. Am allersehenswertesten in Saving Private Ryan ist aber natürlich die legendäre Omaha Beach-Szene zu Beginn, die man vom gesamten Film auch abkoppeln kann und die das grausame Kriegshandwerk eindrucksvoll darstellt. Spielberg lässt da auf spektakuläre Weise seine „cineastischen Muskeln“ spielen und zeigt sozusagen, was er kann. Fast könnte man meinen, er hätte mit der Omaha Beach-Szene noch einmal seinen Abschluss an der Filmhochschule nachholen wollen, was er, glaube ich, tatsächlich erst ein paar Jahre vorher, nach Jurassic Park (1993) und Schindler’s List (1993; Schindlers Liste), gemacht hat, ganz einfach aus dem Grund, weil er in jungen Jahren zu vielen „außerschulischen Tätigkeiten“ nachgegangen war, soll heißen: einfach zu schnell zu erfolgreich war :-). Übrigens: Einer der, wie es im Abspann heißt, Soldiers on the Beach ist der spätere „Jim Moriarty“ Andrew Scott aus der mittlerweile längst in die TV-Geschichte eingegangenen BBC-Serie Sherlock (2010-Gegenwart). Wenn Sie in der Omaha Beach-Szene genau drauf achten, können Sie ihn entdecken.

 

Mir persönlich gilt der Super-Sonder-Verdienst, Saving Private Ryan einst als Date-Movie ausgewählt zu haben, was mir meine spätere Frau, obwohl der Film zweifellos wohl der mieseste Date-Movie aller Zeiten ist :-), Gott sei Dank nicht wirklich übelgenommen hat. Ein paar Jahre vorher, 1993, hätten wir uns gemeinsam noch einen der besten Date-Movies aller Zeiten im Kino ansehen können, nämlich Nora Ephrons romantische Komödie Sleepless in Seattle (Schlaflos in Seattle), die ohne Zweifel ebenfalls ein Höhepunkt in Hanks Filmografie ist, sowie natürlich auch in der von Meg Ryan. You’ve Got Mail (1998; e-m@il für Dich; Regie: Nora Ephron), die dritte und letzte Zusammenarbeit zwischen Hanks und Ryan, die heute fast vergessene absurde Komödie Joe Versus the Volcano (Joe gegen den Vulkan; Regie: John Patrick Shanley) aus dem Jahr 1990 war die erste, fällt aber im Vergleich zu Sleepless in Seattle schauspielerisch und inszenatorisch deutlich ab und entwickelt in keiner Sekunde den Charme, der Ephrons 93er-Meisterwerk immer noch auszeichnet.

 

Die für ihn extrem erfolgreichen 90er-Jahre ausklingen lassen (wer sich jetzt fragt, wo bitteschön eine Besprechung von Forrest Gump bleibt, den muss ich auf den Teil 3 meines Artikels verweisen, da es sich, da Cast Away-Regisseur Robert Zemeckis eben auch Forrest Gump inszeniert hat, anbietet dort diesen zentralen Hanks-Film zu besprechen) hat Tom Hanks mit seiner Hauptrolle des Todestrakt-Leiters Paul Edgecomb in der Stephen King-Verfilmung The Green Mile (1999; Regie: Frank Darabont), die eben auf Kings sechsteiligen gleichnamigen Fortsetzungsroman beruht, der 1999 erstmals als ein vollständiges Werk veröffentlicht wurde. The Green Mile, dieses über dreistündige Filmmonster, das aber vom Einspielergebnis her überaus erfolgreich war, ist vor allem eines: Eine einzige Überforderung, ein einziges Zu-viel an so ziemlich allem. Der Film ist zu lang, die Guten darin sind zu gut, die Bösen zu böse, die Melodramatik sowie das religiöse Pathos stellenweise zu extrem und bis an die Grenze zur Unerträglichkeit ausgereizt.

Stephen King-Verfilmungen sind natürlich ohnehin so eine Sache, wirklich gelungen ist, außer vielleicht, und selbst das sieht der Autor King ganz anders :-), Stanley Kubricks The Shining (1980; Shining), so gut wie keine davon. Und das gilt aus meiner Sicht im Übrigen auch für Frank Darabonts hochgelobten und sich auf vielen All-Time-Bestenlisten wiederfindenden Gefängnis-Film The Shawshank Redemption (1994; Die Verurteilten), der auf Kings Novelle Rita Hayworth and Shawshank Redemption (1982) beruht. The Shawshank Redemption gehört für mich eher zu der Kategorie gnadenlos überschätze Filme, worin sich zum Beispiel auch Werke wie der gefeierte aber in Wahrheit grauenhafte und langweilige Black Swan (2010; Regie: Darren Aronofsky) befinden. Eigentlich, und das mag vielleicht ein bisschen ein Sakrileg sein :-), halte ich auch den ewigen best film of all time, nämlich Orson Welles‘ Citizen Kane (1941), für ein ein klein wenig, aber wirklich nur ein klein wenig :-), überschätztes Werk, wobei man sich mit dieser Ansicht wirklich auf ganz ganz dünnes Cineasten-Eis begibt.

 

Aber zurück zu The Green Mile. Der für mich einzige Aspekt, der einen, jenseits des Faktums, dass David Tattersalls Kameraarbeit wirklich hervorragend ist, mit dem Film ein wenig versöhnt, ist die Tatsache, dass die von dem super-sadistischen Gefängniswerter Percy Wetmore (gespielt von Doug Hutchison) totgetrampelte Maus „Mister Jingles“ von dem Häftling John Coffey (gespielt von Michael Clarke Duncan) mit seiner übernatürlichen Gabe wieder zum Leben erweckt wird und gemeinsam mit „Paul Edgecomb“ Tom Hanks uralt wird :-).

 

 

Mein Gott, ist Tom Hanks alt geworden!

Genau diese Worte gingen mir bei der Ansicht der dritten Dan Brown-Verfilmung, die Regisseur Ron Howard und sein Hauptdarsteller Tom Hanks miteinander realisiert haben, nämlich Inferno (2016), durch den Kopf. Diese dritte filmische Schnitzeljagd, die den Universitätsprofessor und „Katholikenschreck“ Robert Langdon auf eine sehr actionreiche Reise schickt, weit actionreicher als in den beiden Vorgängerwerken, ist tatsächlich lediglich so ein Mein Gott, ist Tom Hanks alt geworden-Film, so wie zum Beispiel der 2017 erschienene The Foreigner von Martin Campbell mit Jackie Chan und Pierce Brosnan ein Mein Gott, sind Jackie Chan und Pierce Brosnan alt geworden-Film ist. Viel mehr, außer dass der Film teilweise so rasant (und nervig) geschnitten ist wie der James Bond-Film Quantum of Solace (2008; Ein Quantum Trost; Regie: Marc Forster) und Inferno ein weiterer „großer amerikanischer Film über das Herumlaufen“ ist, genauso wie, was ich bereits in meinem Artikel über Tom Cruise einmal ausgeführt habe, etwa Jack Reacher: Never Go Back (2016; Jack Reacher: Kein Weg zurück; Regie: Edward Zwick), fällt einem dazu nicht ein. Ein ständiges In-der-Gegend-Herumlaufen macht eben noch lange keinen dynamischen Film!

 

Im Zusammenhang mit den drei Dan Brown-Verfilmungen, The Da Vinci Code (2006; The Da Vinci Code - Sakrileg), Angels & Demons (2009; Illuminati) und Inferno, wird aber auch eine Antwort auf folgende Frage gegeben: Welchem Schauspieler nehmen Sie glaubhaft ab, einen Universitätsprofessor zu spielen?

Nun, Hanks gehört zweifellos zu der Gattung von Schauspielern, der man das eindeutig abnimmt. Bei ihm kann man sich eventuell vorstellen, dass er sich irgendwann auch hinsetzt und ein Buch über Symbole schreibt. Er ist allerdings überraschenderweise nicht besser oder glaubwürdiger als Harrison Ford in den Indiana Jones-Filmen, denn Ford ist und bleibt einfach der beste (und sympathischste) Universitätsprofessor der Filmgeschichte.

Abgesehen davon, dass man sich vorstellen kann, dass Hanks einen Professor spielt, ist die Rolle des Robert Langdon, der schon in den literarischen Vorlagen keine wirklich greifbare oder stark ausgearbeitete Figur ist, vielmehr lediglich ein Name, der durch ein aufregendes Szenario geschickt wird, aber für Hanks eine reine Unterforderung. Fast könnte man behaupten, dass Tom Hanks in jeder Komödie in den 80ern, einschließlich der Bachelor Party, schauspielerisch mehr zeigen konnte.

 

Wenn man die drei Robert Langdon-Filme miteinander vergleicht, dann stellt sich sogar heraus, dass der zweite Film, Angels & Demons, fast der beste und dynamischste der ganzen Reihe ist, auf jeden Fall verfügt er aber über eine der abgefahrensten Szenen der Filmgeschichte, und das ist kein leichtsinnig gewählter Superlativ, denn die Szene, in der der Camerlengo Patrick McKenna (gespielt von Ewan McGregor) sich die mit Antimaterie ausgestattete Bombe schnappt, mit ihr abhaut, in einen Hubschrauber springt und diesen dann selbst weit hinauf in den Himmel fliegt und, bevor die Bombe über dem Petersplatz und über Rom explodiert, mit einem Fallschirm rechtzeitig abspringt, lässt einen immer wieder baff und staunend zurück, aber auch mit dem Gefühl, hier womöglich doch vielleicht Zeuge des ultimativen Schwachsinns geworden zu sein :-).

Mit dem Thriller Sakrileg (2003; Originaltitel eben: The Da Vinci Code), den ich um den Jahreswechsel 2005/2006 herum gelesen habe, verbindet mich eine ganz besondere Beziehung, denn das Dan Brown-Buch, das sicherlich eines der am aufregendsten konzipierten Bücher aller Zeiten ist, gehört zu meinen spannendsten und schönsten Lektüreerfahrungen überhaupt. Nach Sakrileg haben mich in den letzten zwölf Jahren literarisch eigentlich nur mehr die Memoiren von Anthony Kiedis, dem Sänger der Band Red Hot Chili Peppers, betitelt mit Scar Tissue (2004), beeindruckt, aber das natürlich vor allem auch, weil ich die Musik der Red Hot Chili Peppers uneingeschränkt gut finde. Der von diversen katholischen Kreisen angeheizte heftige Diskurs um Sakrileg, der sich im Prinzip um die zentrale im Buch vertretene These gedreht hat, nämlich, dass Jesus mit Maria Magdalena verheiratet war, hat mich nie wirklich interessiert, sehr wohl aber, wie Ron Howard es anstellen würde, das Ganze zu verfilmen. Und ich muss sagen: Wenn Tom Hanks am Ende von The Da Vinci Code in Paris letztendlich bei der Glas-Pyramide und somit am Grabe von Maria Magdalena niederkniet, dann kommt mir heute noch, immer wenn ich mir den Film ansehe, die Gänsehaut.

 

 

(ENDE von TEIL 2 des Artikels - Fortsetzung EINLEITUNG; Fassung vom 24.06.2018)