VORWORT zu NO PULP IN THE FICTION: "2"

VORWORT

 

 

Alles, was ich zu sagen hatte, sagte ich mit meinen ersten drei Filmen[Ein andalusischer Hund / Das goldene Zeitalter / Las Hurdes - Land ohne Brot]. Bei den anderen, da kopierte ich mich selbst“ - diese „words“ soll der legendäre spanische Filmregisseur Luis Buñuel, Schöpfer von Leinwand-Klassikern wie Belle de Jour - Schöne des Tages (1967) & Der diskrete Charme der Bourgeoisie (1972), einmal zu seinem Sohn Juan-Luis gesagt haben, und ein wenig, so wie ich das auch am Ende des ersten Teils von „No Pulp in the Fiction“ angedeutet habe, war ich einige Zeit lang der Meinung, dass das auch für Quentin Tarantino gilt, der einst in den 90ern mit seinem Regie-Debüt RESERVOIR DOGS – WILDE HUNDE einen spektakulären Kurswechsel der US-Independent-Szene hin zu einem „brutaleren & triebhafteren“ Kino eingeleitet hatte.

Aber, wirft man, so wie das in dem vorliegenden Buch auch mit der Hilfe zahlreicher Drehbuch-Ausschnitte aus Tarantino’s „toughen, zynischen, oft `überschwänglich amoralischen` & Genre-beugenden“ Skripts mit ihren zum Teil „kompliziert strukturieren“ Plots geschieht, einen intensiveren Blick auf die zwischen 2007 und 2019 entstandenen Werke des Regisseurs, also auf DEATH PROOF – TODSICHER, INGLOURIOUS BASTERDS, DJANGO UNCHAINED, THE HATEFUL EIGHT & ONCE UPON A TIME…IN HOLLYWOOD, so wird klar, dass diese Filme nicht nur die zentralen Merkmale Tarantino’scher Filmkunst in sich tragen, nämlich den „rapidly talking flow“ der Protagonisten & die berühmten „explosions of violence“, sondern, dass in ihnen auch etwas noch stärker hervortritt, was in der öffentlichen Wahrnehmung von „Tarantino-Movies“ oftmals ein wenig in den Hintergrund gedrängt wird, nämlich eine Form von „kompromissloser humanity“.

Insofern gilt für Tarantino’s gesamtes Werk wohl unbedingt auch das, was David Lynch einmal im Zusammenhang mit den Werken des großen Federico Fellini gesagt hat, nämlich: „Würde man seine Filme eliminieren, würde ein großes Stück Kino fehlen“.

 

 

M. H. 

 

 

(Fassung vom 20.09.2021)